Bericht aus Stuttgart

Workshops und Aktionen bei weiterem „Unter 35“-Treffen in Stuttgart: Bereits zum dritten Mal trafen sich wieder etwa 20 junge Aktive der DFG-VK im Rahmen des sogenannten U35-Treffens. Als Ort wurde dieses Mal Stuttgart ausgewählt – und das aus gutem Grund. Wenige Tage nach diesemVernetzungstreffen fand nämlich die Rüstungsmesse Itec in den örtlichen Messehallen statt.

Die Itec (International Forum for the Military Simulation, Training & Education Community) ist eine Militär- und Waffentechnikmesse, welche jährlich an wechselnden Orten in Europa stattfindet. Mehr als hundert Rüstungsunternehmen verkaufen dort Software, Rüstungs- und Kriegssimulatoren sowie diverse andere High-Tech an ein internationales Fachpublikum. Das Morden auf den Schlachtfeldern dieser Welt kann damit detailgetreu simuliert und einstudiert werden.

Aus diesem Grund gab es am Wochenende vor Beginn der Messe – parallel zum Vernetzungstreffen der jungen Aktiven unter 35 Jahren – Proteste unter dem Motto „ITEC Stoppen!“. An diesen beteiligten sich verschiedene pazifistische und antimilitaristische Organisationen sowie Parteien und andere Verbände.

Gestartet war das Treffen am Freitagabend mit einem lockeren Kennenlernen im Linken Zentrum Lilo Herrmann, der Unterkunft für das gesamte Wochenende, einem Vortrag über die Itec und den Protest der vergangenen Jahre gegen diese Rüstungsmesse – die inhaltliche Einleitung für das weitere Protestwochenende – sowie letzten Vorbereitungen für die Protestaktionen.

Am nächsten Morgen machten sich die Friedensaktivist*innen früh auf, um ihren Infostand auf dem Rotebühlplatz aufzubauen. Von dort entlang der Haupteinkaufsstraße fand die sogenannte „antimilitaristische Königsstraße“ statt, bei der die verschiedenen Organisationen und Parteien auf ganz unterschiedliche und kreative Weise auf die Rüstungsmesse aufmerksam machten. Dabei wurde allerdings deutlich, dass die Passant*innen von der Itec zuvor kaum gehört hatten. Auch deshalb war das Engagement gegen die Itec so wichtig. Ihren Abschluss fand diese Aktion mit einem Die-in unter dem passenden Motto „Simulierst du noch oder tötest du schon?“ Dabei lagen Aktivist*innen mit „blutverschmierten“ T-Shirts auf dem Boden, nachdem sie zuvor von Soldat*innen mit futuristisch anmutenden High-Tech-Waffen „erschossen“ wurden.

In den darauffolgenden Tagen – insbesondere zu Beginn und während der Messe – gab es weitere Protestaktionen örtlicher Friedensaktivist*innen vor den Messehallen.

Am Nachmittag gab es dann einen Workshop zum Austausch über die Arbeit in den einzelnen Ortsgruppen der DFG-VK. Dabei wurde deutlich – was so auch schon bei vorherigen Treffen berichtet wurde –, dass einige junge Aktive keiner Ortsgruppe angehören (weil es beispielsweise gar keine gibt) oder dort die einzige junge Person sind. Gerade deshalb wurde auch dieses Vernetzungstreffen wieder als besonders positiv empfunden, um auch bisher (unfreiwillig) passiven Mitgliedern die Arbeit und das Engagement der DFG-VK näher zu bringen und die Organisation erlebbarer zu machen. Insbesondere passive Mitglieder müssen stärker motiviert werden, sich aktiv einzubringen. Denn gerade eine Organisation wie die DFG-VK lebt von vielen engagierten Menschen unterschiedlichen Alters in den örtlichen Basisgruppen.

Seinen Abschluss fand der Tag mit einem Vortrag über das kreative Umgestalten von Werbeplakaten/Werbebotschaften. Insbesondere seitdem die Bundeswehr durch einen massiven, extrem teuren Werbefeldzug immer mehr Gehör im öffentlichen Raum erlangen möchte, kann dies eine gute Möglichkeit sein, um kreativ auf die unerträgliche „Mach, was wirklich zählt“-Kampagnen zu reagieren.

Am letzten und dritten Tag des U35-Treffens suchten die jungen Friedensaktivist*innen die Räumlichkeiten der Bundesgeschäftsstelle der DFG-VK auf, wo sie sich einen Eindruck über die Arbeit der Geschäftsstelle (z.B. Verwaltung, Mitgliederbetreuung, Materialversand) machen und zugleich auch Material mitnehmen konnten. Anschließend gab es einen Vortag zum Thema Cyberwar. Seinen endgültigen Abschluss fand das Treffen in einer Auswertungsrunde des Wochenendes: Allen hat es sehr gut gefallen – nur ist immer viel zu wenig Zeit!

Unterm Strich war auch dieses Treffen wieder wichtig, um bereits aktive und neue junge Menschen innerhalb der DFG-VK zu binden und für die weitere Mitarbeit im Verband zu motivieren. Steigende Mitgliedszahlen, die breitere Präsenz der DFG-VK in der Öffentlichkeit sowie mehrere junge Gesichter im BundessprecherInnenkreis sind eine gute Grundlage. Auf dieser gilt es auch künftig weiter aufzubauen.

Das nächste Vernetzungstreffen wird dann im Oktober gemeinsam mit den IPPNW-Studis und JunepA sowie internationalen Aktivist*innen in Kassel stattfinden.

 

Thorge Ott ist Mitglied im DFG-VK-BundessprecherInnenkreis. Der Text stammt aus der Zivilcourage, der Verbandszeitschrift der DFG-VK.

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