Junge Antimilitarist*innen und Pazifist*innen der Antimilitaristischen Aktion Berlin (amab) protestieren heute vor der Deutschland-Zentrale des Konzerns Gazprom in der Berliner Markgrafenstraße. Sie forderten die umgehende Schließung der Erdgas-Pipeline Nord Stream 1. Auf Bannern und Schildern zeigten die Aktivist*innen das Gazprom-Logo statt mit Feuerzeug mit einer Rakete und dekorierten damit den gesamten Straßenzug um. Auch Anwohner*innen platzierten die Poster in ihren Fenstern. Außerdem zersägten als Bauarbeiter*innen verkleidete Aktivist*innen symbolisch eine Papp-Pipeline. „Statt weiter aufzurüsten, müssen wir die Geldströme nach Russland stoppen, weil damit der Krieg in der Ukraine finanziert wird“, sagt Jan Hansen Sprecher*in der Antimilitaristischen Aktion Berlin (amab): „Die Pipelines müssen geschlossen und die erneuerbaren Energien ausgebaut werden, damit die Wirtschaft unabhängig vom Öl und Gas der Kriegstreiber*innen und autoritären Machthaber*innen wird.“
Ernsthafte Sanktionen statt Aufrüstung
Der Verkauf von Erdgas ist eine wesentliche Quelle Russlands zur Finanzierung von Kriegen weltweit und jetzt auch des Angriffs auf die Ukraine. In einem Forderungspapier schreibt die amab:
“Der Krieg gegen die Ukraine muss aufhören. Wir müssen uns schnell und kompromisslos der russischen Agression entgegengestellen. Die Bundesregierung verurteilt zwar diplomatisch den Krieg und nutzt die Verunsicherung in der Bevölkerung für massive Aufrüstungspläne, importiert aber weiterhin russisches Gas und hält Wirtschaftsbeziehungen aufrecht. So wird faktisch hingenommen, dass die russische Regierung völkerrechtswidrig einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Während Putin die Krim annektiert, die Ukraine militärisch bedroht und in der letzten Woche einen Krieg angefangen hat, kaufen wir weiter Gas. Ernsthafte Sanktionen gegenüber Russland hätten diesen Krieg womöglich bereits verhindern können.”
Die Rakete im Gazprom-Logo
Um ihre Forderungen zu verdeutlichen hat die amab das Logo von Gazprom verfremdet. Statt einer Flamme feuert das G von Gazprom nun eine Rakete und der Name der Firma wurde in „Gaz off“ geändert. Damit dekorierte die Gruppe den gesamten Straßenzug vor der Konzernzentrale um. Auf Schildern und Bannern an Straßenbäumen und Schildern war das veränderte Logo unübersehbar. Auch Anwohner*innen platzierten Poster mit dem veränderten Logo in ihrem Fenstern um den Protest der Gruppe zu unterstützen. Als Highlight der Kundgebung zersägten als Bauarbeiter*innen verkleidete Aktivist*innen eine North Stream1-Pipeline aus Pappe. Nach kurzen Anstrengungen viel diese in zwei.
„Wir fordern, dass alle nicht militärische Maßnahmen getroffen werden, um den Krieg in der Ukraine so schnell wie möglich zu beenden“ fordert Jan Hansen, Sprecher*in der Antimilitaristischen Aktion Berlin (amab). Russland muss die Ukraine sofort verlassen. Anschließend muss sich in internationalen Verhandlungen um Deeskalation auf allen Seiten bemüht werden.“
500 Milliarden Sofortprogramm
Laut der amab setze die Aufrüstungspolitik der Bundesregierung am falschen Punkt an. „Statt 100 Milliarden in Waffen zu stecken, die die Nazi-Prepper aus der Bundeswehr nach Haus schleppen, sollte die Regierung lieber 500 Milliarden in ein Sofort-Investitionsprogramm für erneuerbare Energien stecken!“ Die Summe sei ruck zuck innerhalb von acht bis zehn Jahren zurück gezahlt, wenn der Wehretat gestrichen und die Bundeswehr abgeschafft werde: „Denn die Abschaffung der Bundeswehr ermöglicht Einsparungen von über 50 Milliarden Euro pro Jahr. Da die Ursachen für den aktuellen Konflikt auch in einer Jahrzehntelangen globalen Aufrüstung und der Erweiterung der NATO Richtung Osten liegen, kann ein weiteres Aufrüsten nicht die Lösung sein.
Utopische Gedanken? „Nein, denn gerade der unbewaffnete Widerstand der Leute in der Ukraine gegen den Einmarsch russischer Truppen in ihren Dörfer zeigt, welch großes widerständiges Potential ein gewaltfreier Aufstand gegen Besatzer*innen hat“ erklärt Jan Hansen. „Wir sind beeindruckt von den mutigen Protesten in vielen Städten und rufen die russischen Soldat*innen auf, die Waffen nieder zu legen!“ Die Ankündigung der ukrainischen Regierung, desertierenden russischen Soldat*innen politisches Asyl und Geld für einen Neuanfang zu geben, sei ein guter Schritt. „Aber die ukrainische Regierung muss auch das Recht auf Kriegsdienstverweigerung achten!“
Ein ausführliches Forderungspapier findet ihr auf unserem Blog:
Vielen Dank auch an Yannik von den Naturfreunden für die Rede, Kappa fürs Fotografieren und all den Anwohnenden, die unsere Poster in ihre Fenster gehängt haben.