Wir sind bei ICAN in Wien

Wir sind mit einer Jugenddelegation der DFG-VK beim Nuclear Ban Forum von ICAN in Wien. Wien ist in Österreich, das ist zwar weit interm S-Bahnring, aber kein Bundesland von Deutschland. Und ICAN ist hier hinterm S-Bahnring, weil in Wien die Verhandlungen darüber, wie der Atomwaffenverbotsvertrag umgesetzt werden soll, stattfindet. Und deswegen gibt es ganz viele Veranstaltungen und alle wirklichen Friedens-NGOs, oder alle, die es sein wollen, geben sich die Klinke in die Hand. Also auch die DFG-VK. Wie ist es so? Was haben wir erlebt?

Aus der Bahn, durch den Stadtpark, rein in Wiens ersten Bezirk (sie sind tatsächlich von 1 bis 22 durchnummeriert) und schon ist da die „Aula der Wissenschaften“, wo ICAN gestern und heute das Nuclear Ban Forum organisiert. Das alte Jesuitenkolleg macht sich echt gut als Zeckenschuppen, einzig die Akustik könnte besser sein.

Gemeinschafts-Gottesdienst
Was geht so ab? Veranstaltungen auf vier Floors, rund um das Thema Atomwaffenverbot. Wer sich berieseln lassen will, bekommt Reden und Filme in der großen Hall. Unserer Meinung nach gehts hier ein bisschen viel um gemeinsam Klatschen und die erweckungsreligiösen Elemente kommen uns auch ein bisschen häufig vor, siehe die Bilder:

Workshops
Ein bisschen interaktiver gehts in den Stockwerken darunter zu. Unser Highlight war ein Talk eines Journalisten für Internationale Politik , der Tipps für Pressearbeit gab und bereitwillig Auskunft erteilte, in welchen Zeitfenstern der jüngsten Vergangenheit er PR von ICAN vermisste. Diese Perspektivenumkehr war sehr erhellend.

Naher Osten atomaffenfrei?
Doch das Juwel war ein Talk zur Frage, wie man den Nahen Osten atomwaffenfrei machen könnte. Die Person von uns, die daran teilnahm, wollte erst gar nicht, weil Friedensbewegung und Naher Osten: Was kann da schon schiefgehen? Weil eine in der DFG-VK notorische Person daran teilnahm, interessierte uns dann doch, was für Talks sich die Israel-Hass-Fraktion reinzieht. Wir wurden überrascht: Nach 5 min war immer noch alles in Ordnung.

Klare Ansage gegen Hass statt Geschwurbel
Und es wurde noch besser: Eine der beiden Referent*innen reagierte auf Fragen aus den Chat. Dort wurde mehrmals die Pseudo-Frage aufgebracht, ob nicht allein die Existenz Israels auch ganz ohne Atomwaffen „Gewalt“ sei. Die Referent*in machte sich darüber lustig, warum alle immer ausgerechnet auf das zweifellos völkerrechtswidrige und brutale Besatzungsregime in Palästina zeigen würden, während die europäischen Regierungen die ganzen Regierungen drumherum mit Waffen ausstatten. Und ob dieses „Outpointing“ jemals bezüglich der Menschenrechtslage etwas geholfen habe? Einige Personen verließen daraufhin den Raum, doch im Gegensatz zur DFG-VK, wo sich viele den Hass auf Israel doch nicht verbieten lassen wollen, gab es hier bei ICAN breiten Applaus. Das gegenüber Israelfeindlichkeit und Antisemitismus auch in der DFG-VK vom Podium wie selbstverständlich ne souveräne Ansage kommt statt Relativierungen, Zustimmung und Verständnis (und im Anschluss noch krasseren Sachen aus dem Publikum) würden wir uns sehr wünschen.

Den Nahen Osten in die Verantwortung nehmen
Inhaltlich lief der Talk auf eine interessante Idee heraus. Statt Israel zu blamen, sollte man mit einer internationalen Kampagne mindestens Ägypten, Iran, Israel, Jordanien und Saudi-Arabien dazu bringen, gemeinsam auf Atomwaffen zu verzichten und stattdessen im Energiesektor zu kooperieren. Klingt utopisch? Kann sein, aber welche richtungsweisende Idee ist das wenige Jahre vor ihrer Verwirklichung nicht?

Sind Nuclear Mushrooms seriös?
Für uns überraschenderweise spielt auch Aktivismus eine große Rolle. Ein ganzer Talk war einem Künstler gewidmit, der große Sachen aufbläst und sie in Innenstädte stellt. Zum Beispiel große „nuclear mushrooms.“ Außerdem zeigen hier Leute Angeber*innenbilder, wie sie riesige Banner aus Hotels hängen, um Regieurngskonferenzen zu beieindrucken oder auch gleich nackt mit Banner die Bühne stürmen. In anderen Ländern scheint ICAN deutlich mehr Friedens-Greenpeace und deutlichen weniger seriös und Karrierenetzwerk für Politikwissenschaftsstudies zu sein wie bei uns. Daraus kann man lernen: Statt „seriöser“ sollten wir lieber frecher werden. Vielleicht gibts dann auch bald den vierten Friedensnobelpreis für die DFG-VK. Wird ja auch endlich wieder mal Zeit, den letzten gabs 1935 für Carl von Ossietzky. Und der war auch eher frech als seriös.

Wie gehts weiter?
Morgen sind wir vom Kurz-Zeit-Kanzler Schallenberg eingeladen und übermorgen gehts zur UNO. Seid gespannt, wie unsere Wien-Reise weiter geht.

Und sonst?
Ansonsten ist Wien viel zu warm und crasht uns. Das halten wir jetzt am zweiten Tag schon für Gewissheit. Aber das Essen ist bisher super, siehe die Bilder:

Und hier noch ein paar Beweise, dass wir wirklich in Wien sind:

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