2. Tag am Gletscher: Workshops, Aktionsvorbereitung und Partnachklamm

Der „Tag der Bundeswehr“ ist aus Berlin geflohen! Nach Bayern, wir sind zusammen mit dem Jugendnetzwerk der DFG-VK gestern hinterher gereist. Hier wollen wir auf der Zugsspitze am Gletscher protestieren. „Retten statt rüsten!“ ist das Motto. Aber erstmal haben wir in Garmisch-Partenkirchen einen hammerlangen zweiten Workshop-Tag vor uns.

Kaum zu glauben, das wir uns echt so viel Programm vorgenommen haben! Es bleibt noch nicht mal Zeit, um in Ruhe zu frühstücken. Die von der Antimilitaristischen Aktion haben uns um Sechs aus dem Bett geworfen! Wir müssten doch den Gletscher-Klima-Bundeswehr-Workshop noch nachholen! Danach hetzen wir durch die Partnachklamm, um uns dann mit einem Workshop zu Pressearbeit zu beschäftigen. Und dann gabs noch die Aktionsbesprechung für die Aktion am Gletscher auf der Zugspitze morgen. Nicht einmal nach den Abendessen lässt uns die Antimilitaristische Aktion mit Bildungsarbeit in Frieden: Sie gruselt uns vor dem Einschlafen noch mit Horrorgeschichten von deutschen Gebirgsjägern.

Nach dem Frühstück geht es gleich erstmal los mit einem Vortrag zum Thema „Klima, Gletscher, Bundeswehr – Warum sind wir eigentlich hier?“. Den haben wir gestern nicht mehr geschafft. Wobei so ein richtiger Vortrag war es eigentlich nicht, eher ein sehr partizipativer Workshop. Jede von uns hat Material und einen Recherche-Auftrag bekommen und hatte eine halbe Stunde Zeit dafür.

Themen waren:

  1. Gletscher wofür sind sie gut? Wie gefährdet sind sie?
  2. Wie klimaschädlich ist die Bundeswehr?

Danach haben wir unsere Recherche Ergebnisse zusammengetragen (ganz kurze Kurzfassung):

  1. Gletscher
  • sind Süßwasserreserven & speisen im Sommer die Flüsse & Artenvielfalt
  • Das Abschmelzen der Gletscher ist ein besonders sichtbares Zeichen des Klimawandels (Durchschnittstemperatur wird immer wärmer und so, kennt ihr alles von den Fridays…).
  • In Deutschland gab es mal fünf Gletscher. Einem davon wurde schon der Gletscherstatus aberkannt, weil zu dünn/ wenig geworden ist. Und der Gletscher, wo wir die Aktion machen ist eigentlich auch schon kein Gletscher mehr. Er ist auch schon zu klein und fließt deswegen nicht mehr talwärts.
  1. Bundeswehr und Klima
  • Das Militär ist bisher von allen Klimazielen, Konferenzen, CO2-Einsparungsplänen ausgeschlossen.
  • Zahlen, wie viel Treibhausemissionen die Bundeswehr ausstößt, variieren sehr stark (sind Schätzungen, weil ist alles vol mega geheim und so)
  • stößt 4,5 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr aus. Das ist mehr als alle inner-deutschen Flüge zusammen im Jahr 2019. (Quelle: ARD KlimaZeit, 18.11.2022)
  • Die Klimakatastrophe ist eine Fluchtursache. Wetterextreme (Trockenheit, Starkniederschläge (Flut), Tornados….) führen zur Verknappung von Ressourcen, was wiederum wirtschaftliche Folgen hat und zu Nahrungsmittelknappheit, Flucht oder Krieg um Ressourcen führen kann

Lösungen?
Über Lösungen bzw. unsere Ergebnisse haben wir auch diskutiert. Was voll krass war, weil die von der Antimilitaristischen Aktion wollten, dass wir das alles voll kritisch hinterfragen und nicht alles glauben, weil es zu unserem Gefühl passt. Dabei ist uns aufgefallen, das wir aufpassen sollten, das unsere Forderungen nicht zu „wir brauchen eine „umweltfreundliche, solarbetriebene Bundeswehr“ werden, sondern: „Wir wollen die Bundeswehr als ganzes abschaffen!“

Partnachklamm
Das ist alles ganz schön erdrückend! Und deswegen haben wir nach dem ganzen deprimierenden Kram ein Kontrastprogramm: Wandern durch die Partnachklamm! An der Skisprungschanze vorbei gehts zur Partnachklamm.

Partnach heißt der Fluss in Partenkirchen. Die Partnach kommt aus den Bergen. An einer Stelle ist das Gestein weicher als der Granit drumherum. Hier hat sich der Fluss krass tief und schmal in den Berg eingefressen. Und da kann man jetzt wandern. Alles sehr spannend. Der Fluss ist sehr laut, an den Wänden tropft das Wasser, das Licht fällt sehr magisch durch die Bäume, die über der Schlucht sind. Niemand ist gestorben, niemand ist ins Wasser gefallen, niemand verloren gegangen, unsere körperliche Fitness reichte!

Picknick
Nachdem wir uns so viel bewegt haben, sind die von der Antimilitaristischen Aktion gnädig mit uns. Wir dürfen eine Pause machen und es gibt Picknick. Aber nur Wasser und Brot, alles andere sei zu teuer, wir müssen Geld sparen, um Hauptamtliche wie den Tommy aus Bayern zu bezahlen.

Presse-Workshop
Kaum sind wir in der Herberge zurück, werden wir in den Fitness-Raum gezwungen. Wo wir direkt nach dem Wandern einen Workshop zum Thema „Pressearbeit“ gemacht haben. Der Workshop hatte drei Teile. Der erste Teil hieß „Lügenpresse auf die Fresse? Medienhetze als Einstiegsdroge zu rechtem Gedankengut und Antisemitismus in der Friedensbewegung“. Wir haben uns pressefeindliche Mails von den Verteilern der DFG-VK angeschaut und diese analysiert und über die Feindbilder gesprochen.

Dann war noch wichtig, warum wir Medienarbeit machen. Denn schlechte Presse ist gute Presse. Als Beispiel haben wir uns einen Artikel vom 6. Juni aus der Lokalzeitung angeschaut. Es ist ein Text über die DFG-VK und Tommi. Wir finden ihn richtig gut (also den Text). Die Journalist*in kann nicht besonders viel mit Pazisfismus anfangen und zeigt das auch. Trotzdem oder gerade deswegen kommt vor einem großen Publikum sogar Tommi gut rüber (Tommi landet sonst eher in den Medien, weil er voll peinlich jüdische Stadträte auslädt oder die Stadt München trotz aller Anbiederung seiner „Friedenskonferenz“ die Zuschüsse streicht). Deswegen lohnt sich Medienarbeit!

Ansprache von Journalistinnen
Im zweiten Teil ging es um die Ansprache von Journalistinnen. Zentral ist ein Presseverteiler und eine Pressemitteilung. Doch sowas fällt nicht vom Himmel. Das Bauen eines Presseverteilers bedeutet viel Arbeit, muss gepflegt werden und die meisten PR-Arbeiter*innen hüten ihn wie einen Augapfel, denn er ist ihr Kapital.

Dieser Teil war in zwei Teile aufgebaut. Der Erste hat sich mit der Frage beschäftigt: Wie schreibe ich eine gute Pressemitteilung? Zunächst ging es um den Aufbau: Gute Überschrift finden, einen spannenden Teaser mit den W-Fragen -> Was? Wer? wann? wo? schreiben. Und dann mit dem Trichterprinzip vorgehen-> das Wichtigste zuerst!

Außerdem haben wir uns die unterschiedlichen Sprechrollen angeschaut, die uns zugeschrieben werden bzw. die wir einnehmen. Es gibt zum Beispiel seriöse, wissenschaftliche PMs oder freche aktivistische. Und es gibt schlechte Pressemitteilungen. Das passiert unter anderem, wenn man die Sprechrollen durcheinander wirft.

Presseverteiler bauen
Nach einer kleinen Pause ging es weiter zum Thema Presseverteiler bauen. Bei der Frage „Wen fragt ihr als erstes, wenn ihr für eine „neue“ Stadt einen Presseverteiler bauen wollt?“, kamen erstaunlich wenig Menschen auf die Idee einfach mal den Stadtnamen in eine Suchmaschine einzugeben und sich den Presseteil der Stadt bei Wikipedia anzuschauen. Ansonsten ist eine ganz schöne Fleißarbeit, die lokalen Zeitungen zu finden, anschließend die Journalist*innen ausfindig zu machen, die zum Thema schreiben und dann auch noch deren Mailadressen und Telefonnummern herauszufinden. Merke: PR heißt Leute stalken!

Wir merken: Die medialen Erfolge der Berliner, um die sie vielen von den „Alten“ heimlich beneiden und sich auch davon bedroht fühlen, sind kein Zufall. Sondern wahnsinnig harte, meistens unbezahlte Arbeit, strategische Analyse, gute vorausschauende Planung und ein bisschen Glück. Es wäre schön, wenn sich auch die anderen Teile der DFG-VK sich hieran ein Beispiel nehmen könnten, statt viel zu oft nur auf Medien zu schimpfen oder gar auch noch antisemitische Stereotype zu verbreiten.

Aktionsbesprechung
Nach einer weiteren kleinen Pause ging es weiter mit der Aktionsbesprechung für morgen. Wie kommen wir da hoch? Wie läuft das konkret ab? Wer hat wann welche Aufgabe? Danach haben die von der Antimilitaristischen Aktion uns noch gezwungen, jetzt schon sofort mit dem Taschen packen dafür anzufangen und unsere Wecker zu stellen. Das war sehr aufregend, man konnte die Anspannung schon spüren!

Workshop zu Gebirgsjägern
Dann gab es Abendessen. Nach dem Abendessen waren alle platt und hatten Fresskoma. Aber keine Chance für chillen, die Antimilitaristische Aktion gibt kein Erbarmen! Der Lernsoll ist noch nicht fertig, also alle wieder ohne Bier in den Fitnessraum! Im Fitnessraum ging es dann um die Gebirgsjäger aus der Region und was für krasse Massakermänner das sind. Und wie die lokale Zivilgesellschaft das militärische Morden immer noch ignoriert oder verklärt. Aber dazu gibt es einen eigenen Text.

Warum darf eigentlich die Antimilitaristische Aktion Berlin immer mitfahren? Die Antimilitaristische Aktion versaut mit ihrem politischen Anspruch echt jeden Anflug von Urlaubsstimmung! Ohne die wäre es viel chilliger, weil das Bildungsprogramm nicht halb so krass ausfallen würde…

Mehr Infos:

Unser erster Tag in Garmisch-Partenkirchen

„Retten statt Rüsten!“ Unsere Aktion auf der Zugspitze

Workshop über die als Gebirgsjäger verklärten Massaker-Männer

This entry was posted in Allgemein. Bookmark the permalink.