Der „Tag der Bundeswehr“ sollte eigentlich in Garmisch-Partenkirchens Nachbarort Mittenwald in einer Kaserne der Gebirgsjäger gefeiert werden. Diese Gebirgsjäger der Bundeswehr beziehen sich nach wie vor positiv auf ihre Vorgänger aus dem Nationalsozialismus. Diese Elitetruppe der Wehrmacht war auch führend beim Massakern und eklig sein. Das verdrängen die Bundeswehr und die Gemeinden, aus denen die Mörder kamen, bis heute. Ein Workshopbericht:
Gebirgsjäger? Was ist das?
Wenn wir schon in Garmisch-Partenkirchen sind bleibt es nicht aus, sich mit der besonders schlimmen militärischen Geschichte dieses Ortes zu befassen. Gebirgsjäger sind leichte Infantrie, die für den Kampf in schwierigem Gelände wie Gebirge ausgebildet sind. Wie das KSK sind sie eine Elitetruppe.
Und wie beim KSK kommt es hier regelmäßig zu Skandalen. Nazi-Preppern, sexistische Schikane und Gemeinheiten oder das Schänden mit Leichenteilen in Afghanistan: Immer sind die Gebirgsjäger mit dabei. Und wie beim KSK guckt die Chefetage weg bis Medien berichten.
Massaker der Gebirgsjäger
Ganze acht Kasernen wurden im Bezirk Garmisch im Nationalsozialismus zwischen 1935-1939 gebaut. In dem Workshop haben wir gelernt, das die Gebirgsjäger der Wehrmacht 1944 das Dorf Falzano di Cortona in Italien vernichtet haben. Außerdem haben sie in Griechenland eine Reihe von Kriegsverbrechen begangen. Das Massaker von Kefalonia in Griechenland, bei dem 5200 italienische Soldaten erschossen wurden, obwohl sie sich bereits ergeben hatten, ist eines von ihnen. Weitere Massaker der Gebirgsjäger in Griechenland waren in: Kreta (1941: 3500 Zivilist*innen ermordet), Lyngiades (1943, Vernichtung des ganen Dorfes). Ein weiteres hat in dem Dorf Kommeno (1943, 317 Menschen ermordet) stattgefunden. Zur Verantwortung gezogen wurde kaum einer von ihnen.
Gruselige Traditionen
Die hier bis heute stationierten Gebirgsjäger haben eine besonders gruselige Tradition, die bis heute in Mittenwald gefeiert wird. In Mittenwald verherrlicht die lokale Bevölkerung und die Bundeswehr jedes Jahr mit einem Gedenken an „gefallene Kameraden“ den Nationalsozialismus. Und das na klar zusammen mit dem Traditionsverband „Kameradenkreis der Gebirgstruppe“ – also Leuten, die kein Problem mit ihrer Wehrmachts-Vergangenheit haben.
Einen Tag nach dem „Tag der Bundeswehr“ am 9 .Juni wäre es wieder soweit gewesen: Altnazis, Jungnazis, Bundeswehr und ganz normale Bayern hatten sich am Brendenpass getroffen, wenn nicht die Flutkatastrophe dazwischen gekommen wäre und das ganze zusammen mit dem Tag der Bundeswehr abgesagt worden wäre.
Keine Aufarbeitung
Eine vernünftige Aufarbeitung hat bisher nicht stattgefunden. Bei unseren Rundgängen durch den Ort war uns bereits aufgefallen, das (genau wie in Mittenwald) einfach im Ortskern der toten „Helden“ der beiden Weltkriege unhinterfragt ein Denkmal gebaut wurde. Eine historische Einordnung ist nicht zu sehen. Wer hat nochmal die beiden Kriege angefangen? Und dabei auch schon in WK1 munter massakert? Und wer hat nochmal Hitler gewählt? Stattdessen wird das „Kriegerdenkmal“ bei Google als historische Sehenswürdigkeit mit fünf Sternen bewertet.
Das Denkmal für die verfolgte und ermordete jüdische Bevölkerung in Garmisch ist vergleichsweise klein und ratet mal welches Denkmal mehr gepflegt wird?
Keine Gesprächsbereitschaft
2014 verweigerten die Bundeswehr-Soldaten der Edelweiskaserne in Mittenwald sogar ein Gespräch mit einer Delegation junger Griechen der Gruppe Agrio Rodo. Aus „terminlichen Gründen“.
Fazit
Ich fand es ganz schön erschreckend zu erfahren, wie sehr hier noch den Nazis gehuldigt wird und kaum kritische Auseinandersetzung zu sehen ist. Auf den Straßen hier sind auch immer wieder Nazi-Sticker zu sehen. Immerhin gab seit 2002 Proteste gegen diesen Gedenktag.
Der Arbeitskreis „Angreifbare Traditionspflege“ hat 2009 der Gemeinde Mittenwald sogar ein Denkmal geschenkt:
https://www.hagalil.com/2009/06/mittenwald-2/.
Beitrag von der ard zur Verdrängung bei Gebirgsjägern: