Heute ist der große Tag: Anlässlich des „Tags der Bundeswehr“ entern wir den Gletscher an der Zugspitze mit „Retten statt rüsten!“ Wir fahren mit der Bahn hoch und machen ausdruckstarke Bilder mit unseren Bannern gegen Klimawandel und Aufrüstung. Dazu zeigen wir Aktions-Outtakes und wie wir uns pünktlich zwei Wochen vor der Veröffentlichung des neuen „Verfassungsschutzberichtes“ zu internationalen Extremismus-Terroristinnen befördert haben.
Krasses Programm
Das Bildungsprogramm, mit dem die Antimilitaristische Aktion uns gestern und vorgestern gefordert bis gequält hat, war krass viel. Wir sind gestern wie Steine ins Bett gefallen. Doch heute um 6 Uhr morgens sind ausnahmesweise alle hellwach. Denn heute ist Aktionstag und alle aufgeregt.
Zahnrad-Bahn
Um 8.15 erreichen wir auf dem allerletzten Drücker die Zahnrad-Bahn. Wir stürmen durch die Drehkreuze und entern den Zug. Gut, dass wir auf unsere Rettungsinsel verzichtet haben. Sie hätte vielleicht durch die Tür gepasst, aber in der Bahn nur sehr schwer Platz gefunden. Die Zahnradbahn braucht etwa eine Stunde bis zum Gletscher auf der Zugspitze. Dann wird unsere Aktion beginnen.
Verstecke für den Atomkrieg
Die Bahn fährt erst als normaler Stromzug. Das D-Land-Ticket gilt hier zunächst (bis zum Eibsee). Es wird einmal noch im Tal kontrolliert. Ab Grainau ist Zahnrad-Betrieb. Es ruckelt mehr und die Bahn fährt nur noch 20 km/h. Nach Eibsee gehts steil bergauf. Jetzt verstehen wir den merkwürdigen Winkel der Sitzbänke. Auf der Hälfte der Strecke bei Riffelriff oder so gehts in den Tunnel. Die Notfallräume hier sind vielleicht auch gute Verstecke beim Atomkrieg.
Am Gletscher-Bahnhof
Plötzlich ist wieder natürliches Licht. Wir sind am Gletscher-Bahnhof. Ein echter unterirdischer Berg-Bahnhof! Sogar mit Werbevitrinen.
Durch ein Fenster fällt unser Blick auf die Ski-Piste: Die Sonne strahlt, der Schnee funkelt. Vom angesagten schlechten Wetter ist nichts zu bemerken.
In kurzer Hose zum Gletscher?
Wir machen Bilder in Sommerklamotten vor der Schneekulisse. Soll Team Bayern ruhig denken, wir seien da in kurzen Hosen rumgerannt. Sieht aus wie mitten am Hang…
…ist aber direkt neben des Bahnhofes der Zahnradbahn. Bilder lügen nicht? Die Feindbilder von Team Bayern gegen uns sind so krass, dass sie das keine Sekunde hinterfragen werden…
Scouten
Beim Sommer-Fotos machen suchen wir schonmal unauffällig gute Aktionsorte. Team Berlin hat eine recht klare Vorstellung, was auf die Bilder soll… Dann ist Umziehen angesagt. Denn hier ist es deutlich kälter als im Tal und niemand von uns rechnet damit, dass die Winterstiefel beim Marsch zum Gletscher trocken bleiben.
Straftaten
Noch sind wir recht allein hier oben. Kaum Leute, die im Weg stehen. Hinter einem Hügel, außerhalb der Sichtweite der Angestellten und Touris, machen wir die ersten Bilder. Unsere Aktion ist nicht angemeldet. Ein klare Straftat. Doch wir haben einen Plan. Unserer Umgang mit dem represiven Versammlungsgesetz: Einfach ignorieren…
Da wir drei selbstgemachte Banner, ein Banner aus dem DFG-VK Shop und diverse Kombis an Fahnen haben und die alle in verschiedenen Kombis und mit verschiedenen Hintergründen fotografiert werden wollen, haben zwir am Ende zwei Speicherkarten voll- und zwei Akkus leer geknipst).
Zugspitze entern!
Als nächstes Fotomotiv haben wir uns eine kleine Aussichtsplatform vorgenommen genau zwischen Bergstation am Zugspitzenplatt und der Kapelle dort. Manche Touris die wir dadurch kurzzeitig vom Urlaubsfotos mit tollem Hintergrund machen abhalten freuen sich über unsere Forderungen. Klimaschutz sieht hier jeder ein. Und zu unserer Überraschung kommt auch die Bundeswehr schlecht an.
Security
Da wir auch hier relativ viele Winkel und Kombinationen aus fünf Meter großen „Retten-Statt-Rüsten“-Banner, DFG-VK Fahne&Co ausprobieren, taucht nach einigen Minuten ein Mitarbeiter der Zugspitzen-Firma auf. Von oben können wir hören „Ich glaube wir haben hier eine Protestaktion. Irgendwas mit Rüstung und Klima.“ Wir sind ohnehin recht fertig, aber jetzt bauen wir nochmal schneller zusammen. Wir hören vom Mitarbeiter „die packen grade schon wieder zusammen. Ich verfolgs nicht weiter.“ – allgemeine Erleichterung.
Gletscher-Führung
Nach etwas über eine Stunde Fotoshooting mit Bannern und Fahnen geht um Punkt 11 Uhr die Gletscherführung los. Das ist ganz praktisch, da wir da auch noch Bilder machen wollen, aber nicht im mehrere Meter hohen Schnee verschwinden wollen. Zusammen mit etwa 30 weiteren Leuten und einem Guide gehts im Schneckentempo im Gänsemarsch durchs Schneefeld quer über den Gletscher. Nach zig mal bis zum Knie im Schnee einsinken haben wir nach ca. 400 Meter das Schneefeld über den Gletscher überquert.
Nicht viel nach…
Wir sind am unteren Punkt des Gletschers, wo wir noch Bilder machen wollen. Nachdem der Rest der Gletscher-Wandergruppe weitergezogen ist, fangen wir an, mit Bildern mit dem Gletscher als Hintergrund zu machen. Man weiß ja nie wie viele Jahre man das noch machen kann, bis auch der geschmolzen ist. Viel ist ohnehin nicht nach…
Und das hier ist zur unserer allgemeinen Enttäuschung auch keine spannende aufregende Gletscherspalte:
Die vom Restaurant kippen den geräumten Schnee hier von oben runter. Und durch Verdichtung und Absackungen entsteht die Kante, sagt unser Gletscher-Guide.
Pause
Als wir zur Bergstation zurückkommen große Erleichterung: Immer noch keine Polizei-Hundertschaft weit und breit! Wir ruhen uns aus, kontrollieren die Qualität der gemachten Bilder, laden unsere Smartphones, genießen die Aussicht, erfreuen uns an den Dohlen, kräftigen uns mit mitgebrachten Snacks und erkundigen uns bei ehemaligen Bergstationmitarbeitern, wie denn das mit Wasser und Abwasser funktioniert auf der Höhe.
Wasser?
Zur Wasserversorgung wurde bis vor 10 Jahren täglich eine Versorgungsbahn mit Wassertanks hochgeschickt, inzwischen haben aber auch die auf der Zugspitze das Konzept der Wasserrohre von den Römern übernommen – Die Zeiten der Wasserknappheit in mitten von Schnee auf fast 3000 Metern sind vorbei – juhu.
Auf zum Gipfel!
Nun gehts auf den letzten Aufstieg. Extrem anstrengend da extrem Steil – wir nehmen die Seilbahn.
Oben auf der Zugspitzen-Station angekommen teilen wir uns erstmal auf:
Team 1 will Sightseeing machen, Aussicht genießen und dient später als Fotographen.
Ganz hinauf?
Team 2 reicht die Zugspitzen-Station höhentechnisch nicht aus und will gern bis zum Gipfelkreuz. Das gestalltet sich allerdings etwas schwieriger als erwartet.
Eigentlich gibts dahin eine Tür, die ist aber gerade zu da der Weg zum Kreuz zu gefährlich ist. Da das Team der Zugspitze aber genau ihre Bergsteiger*innenkollegen kennt und weiß das niemand fast 3000 Meter hochklettert um dann vor dem letzten Mini-Hügel aufzugeben, egal wie gefährlich, gibts auf der Dachterasse der Zugspitzenstation im 3. Stock eine Leiter.
noch höher?
Auf Nachfrage weißt das Zugspitzenteam zwar daraufhin das es die Leiter gibt, will aber nichts mit heruntergefallenen Touris zu tun haben und sagt deshalb lieber „Die Tür ist zu weil es zu gefährlich ist zum Gipfelkreuz zu gehen aktuell, aber dahinten ist eine Leiter die da auch hinführt.“
Gesagt getan steht Team 2 an der Leiter. Entgegenkommend sind ein Vater-Sohn-Paar mit Kletterausrüstung mitsamt Klettergurt und Seil für den Klettersteig. Nachdem Team 2 diese ausgehorcht hat, sich umgeschaut hat und bemerkt hat das selbst die Sicherung vom Klettersteig mitssamt der ca. 4 Meter hohen Leiter so tief im Schnee versunken ist das nur noch die obersten 1,5 Meter der Leiter herausragen (wohlbemerkt im Juni!), eine Sicherung nicht möglich ist und es neben dem ca. 60cm breiten zugeschneiten Weg links und rechts jeweils Steil mehrere hundert Meter in die Tiefe geht und Team 2 dazustößt wird der letzte Aufstieg aufs Gipfelkreuz als doch zu gefährlich empfunden und abgepfiffen. Beschluss: Nächstes mal kommen wir im September wenn das Gipfelkreuz einfacher begehbar ist.
Alternativplan muss her: Foto von der Station aus mit Banner und Gipfelkreuz im Hintergrund – perfekt! Nach erledigter Arbeit gehts nun los mit Touri-Kram. Wir schauen uns weiter auf der Station um, genießen den 360° Ausblick.
Das ist der Gletscher von oben:
Das ist übrigens der andere Gletscher:
Ausflug nach Österreich
Wir machen auch einen kurzen Ausflug nach Österreich. Denn ein Teil der Plattform auf der Zugspitze steht in Östereich. Von der dortigen Gemeinde Ehrwald fährt auch eine Seilbahn zum Gipfel. Die Össis sind aber nicht so Zugspitz-verrückt wie wir. Der Großglockner in Tirol bringt es auf 3798m, mehr als 20 weitere Gipfel im Land sind höher als die Zugspitze.
Frage an den „Verfassungsschutz“
An dieser Stelle eine Frage an Herrn Fischer vom sogenannten „Verfassungsschutz“: Reicht der Österreich-Besuch für eine Beförderung zu irgendwas mit „internationalen Extremismus-Terrorismus“? Und ginge das noch in den nächsten zwei Wochen, damit wir mit der Beförderung noch in den neuen Geheimdienst-Bericht kommen? Seit dem letzten Mal, als sich der Geheimdienst über unsere Aktionen gegen GAZPROM und die Leichensäcke vor der russischen Blödschaft ärgerten, haben sich unsere Follower bei Twitter verdreifacht. Das würden wir gerne nochmal wiederholen, Herr Fischer!
Post-Probleme
Jetzt noch schnell die Postkarten einwerfen. Aber aufgepasst: Deutsches Porto muss in die deutsche Post, nicht in die Österreichische. Angeblich soll es hier Sonderstempel geben, mal sehen.
Und irgendwie ist immer überall Berlin:
Wieder runter
Nach einem langen Tag fahren wir mit der vorletzten Seilbahn runter ins Tal. Unten angekommen merken wir: wir sind viel zu dick angezogen. Also: Winterkleidung aus und wieder ab in die Sommersachen! Die Bahn ist proppevoll. Spätestens jetzt wäre es mit unserer Rettungsinsel eng geworden…
Erschöpft kommen wir im Hostel an. Aber noch ist noch nicht Feierabend! Es geht ans Pressemitteilung anpassen, aus den hunderten Bildern die besten Schnappschüsse raussuchen, ab ins Netz damit und dann noch schnell an die Presse raus. Und irgendwer muss Pizza holen. Die Mitglieder der Antimilitaristischen Aktion sind unberbittlich mit uns!
So aber jetzt: Feierabend!
(Nicht ganz – manche waren so erschöpft das sie während der Pressearbeit gepennt haben und dann nachtaktiv im ersten Teil gepennt haben und nachtaktiv um 2:30 Uhr Nachts noch die PM auf die Webseite laden und Mails an den Aktiven-Verteiler der DFG-VK senden mit der Pressemitteilung und den tollen Bildern 🙂
Unser erwähnter Account bei Twitter:
https://x.com/amab04499287/status/1798818957149012274
Protest gegen den Tag der Bundeswehr: „Retten statt rüsten!“ am Gletscher auf der Zugspitze
Auf zum Gletscher! Erlebnisbericht 1.Tag
2. Tag am Gletscher: Workshops, Aktionsvorbereitung und Partnachklamm
Workshop-Bericht Gebirgsjäger: Die ganz normalen Massenmörder von Nebenan