Medienarbeit, den ganzen Kram ins Netz laden, Dokumentationen, den ganze langweiligen Scheiß nach Aktionen, alle schon platt, zu viel Inhalt, zu viel machen, das Tempo von Team Berlin ist krass! Das war der vierte Tag unserer Protest-Reise anlässlich des „Tages der Bundeswehr“ mit dem Jugendnetzwerk der DFG-VK zu den Alpen.
Telefonieren mit Telefontürsteherinnen
Der Tag auf der Zugspitze war ganz schön lang! Ich glaube wir waren mindestens zehn Stunden unterwegs. Eigentlich wollen wir alle gerne ausschlafen und unsere Sonnenbrände kurieren. Aber so geht das natürlich nicht. Wir sind ja nicht hier um Urlaub zu machen. Gutes Frühstück gab es auch heute, aber danach (teilweise auch während dessen) ging es weiter mit Pressearbeit machen. Fast schon autoritär, diese Arbeitsmoral bei Team Berlin… Letzte Mails verschicken, mit Journalist*innen telefonieren… jetzt können alle zeigen, was sie im Workshop gelernt haben.
„Markt“ Garmisch-Partenkirchen?
Aber irgendwann waren wir damit fertig und konnten endlich raus in die Welt. Beim durch die Stadt stromern ist uns aufgefallen, das auf den Mülleimern hier überall „Markt Garmisch-Partenkirchen“ steht und dazu ein Wappen. Das hier ist also gar keine Stadt. Der Historiker unter uns klärt auf: Das Marktrecht ist irgendein Recht aus dem Mittelalter und aus Bayern (aber das scheinen ja eh Synonyme zu sein, wenn man unser Erlebnis mit der Polizei am Bahnhof am ersten Tag bedenkt….). Der „Freistaat“ Bayern findet, er muss das einzige Bundesland in Deutschland sein, das aus einem Ort einen Markt aber keine Stadt (weil zu klein?) machen darf. Aber lest am besten selber nochmal nach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Marktgemeinde#Bayern
Dudelsack und Blasmusik
Wir haben der Schottischen Nationalmannschaft gewunken. Die Schottische Nationalmannschaft hat für fünf Tage ihr Quartier in Garmisch-Partenkirchen. Heute sind sie angekommen und wir konnten es nicht lassen, uns den Empfang anzuschauen. Das war allerdings ein kleines Suchspiel. Denn wegen Gewitter fällt die angekündigte Parade der Blaskapellen des Ortes aus. Ein paar Leute haben im Kurpark gewartet, ein paar sind umhergeirrt und wir haben uns gefragt, wem wir wohl am besten hinterherlaufen. Den Leuten im Dirndl oder im Schottenrock? Denen in Lederhose oder im Triko der Schotten?
Blasmusik in der Bayernhalle
Zur Bayernhalle (dort sollte der Empfang wohl stattfinden haben wir munkeln hören) haben wir es irgendwann geschafft. Die Blasmusikkapellen haben schon gespielt und wir haben uns das ne Weile angeschaut bzw. angehört. Lange ausgehalten haben wir es drinnnen jedoch nicht (viel zu warm, Leute die sich beschweren, man stünde im Weg und ungebeten an einem rumgrabbeln wenn sie nicht schnell genug genug Aufmerksamkeit bekommen…).
Sie kommen wirklich!
Draußen konnten wir den Medienrummel beobachten und letzten Absprachen der Organisierenden zu hören („Soll das ganze Team oder nur die Spieler auf die Bühne?“). Kurz bevor es uns zu langweilig wurde, kam der EM-Bus angefahren (mit Pozilei-Eskorte) und wir haben sie doch noch gesehen, die Schottische Fußballmannschaft. Nur erkannt haben wir leider niemanden, da haben die Kinder die es in die erste Reihe geschafft haben, uns wohl doch einiges voraus, denn sie sammeln fleißig Autogramme.
Fazit?
2019, dem letzten Jahr vor Corona, schaffte die DFG-VK es, an allen Veranstaltungsorten der Bundeswehr zu protestieren.Von dieser angestrebten „Vollabdeckung“ der Veranstaltungsorte waren wir schon im Vorfeld weit entfernt. In Rostock, Aachen und Stetten fanden Infostand-Aktionen statt (in Hamburg und Augustdorf vielleicht), plus unsere Aktion „Retten statt rüsten!“ auf der Zugspitze (…und dafür mussten wir uns im Vorfeld noch von Hauptamtlichen und Funktionären aus dem Landesverband Bayern dumm anpöbeln lassen).
Demografie haut zu
An mangelnder Mobilisation dürfte dieser Misserfolg nicht liegen. Neben der DFG-VK hat auch der „Bundesausschuss Friedens(chwurbel)ratschlag“ und die „Koordination für den Frieden(sschwurbel) zu bereits im zweiten Jahr in Folge zu Protesten zum Tag der Bundeswehr aufgerufen. Grund für den mangelnden Protest-Einsatz vor den Kasernentören dürfte bereits jetzt die Demografie sein. Die Hälfte unserer Mitglieder ist über 65. Die von uns als „alt“ geschmähten etwa 80 Aktiven in den bundesweiten Gremien gehören bereits zur jungeren Hälfte. Schwankte beim Bundeskongress 2018 die Anzahl der abgegeben Stimmen noch zwischen 105-112, lag diese Zahl beim Buko 2020 nur noch bei 100-104. 2022 reduzierte sie sich nocheinmal auf 96-99.
Mehr und mehr Basisgruppen inaktiv
Mit der Demografie der Basisgruppen sieht es ähnlich aus. Durch Tod und Altenheim schrumpfen diese mittlerweile empfindlich zusammen. Es reicht der Ausfall eines aktiven Mitgliedes, und die Basisgruppe wird inaktiv. Und inaktive Basisgruppen protestieren nicht vor Kasernentoren… Wir haben anlässlich der Leichensack-Aktion an der russischen Blödschaft im Oktober 2022 einen Verteiler mit allen Friedensinitiativen der Republik erstellt: Die Nichterreichbar-Quote ist mittlerweile enorm….
Nix mit Erneuerung
Ein Wandel ist nicht in Sicht. Die einzige Basisgruppe mit einem Altersschnitt unter 100 ist die Antimilitaristische Aktion Berlin. Ein Ausbau der Jugendprogramms in der DFG-VK ist nicht in Sicht. Junge Menschen möchte man, aber sie sollen bitte nicht stören und andächtig den Alten in all ihrer viel zu oft nicht vorhandenen Weissheit huldigen. Zu sehr stören sich die Verantwortlichen an der Kritik der jungen Leute. So wird das natürlich nix mit der Erneuerung…
Tag der Bundeswehr ist Geschichte
Zum Glück dürfte auch der „Tag der Bundeswehr“ in seiner jetzigen Form Geschichte sein. Die Bundeswehr ist schon im Laufe der letzten Jahre von ihrer Konzentration auf den „Tag der Bundeswehr“ abgerückt, und hat statt dessen wieder vermehrt dezentrale „Tage der offenen Tür“ in Kasernen veranstaltet. Der Bundestag hat beschlossen, ab 2025 jährlich jeweils am Wochenende vor oder nach dem 15. Juni in Berlin eine große Veranstaltung zum neu geschaffenen „Veteranentag“ stattfinden soll. Das dürfte den zum selben Termin etablierten „Tag der Bundeswehr“ entgültig killen.
Wir sehen uns also zum „Tag der Nazi-Prepper“ in Berlin!
Mehr Infos:
Protest gegen den Tag der Bundeswehr:
„Retten statt rüsten!“ am Gletscher auf der Zugspitze
Auf zum Gletscher!
Erlebnisbericht 1.Tag
2. Tag am Gletscher:
Workshops, Aktionsvorbereitung und Partnachklamm
Workshop-Bericht Gebirgsjäger:
Die ganz normalen Massenmörder von Nebenan
3. Tag „Retten statt Rüsten!“:
Rauf auf zum Gletscher auf die Zugspitze!