Hendriks Tag

Jugenddelegationsteilnehmer*in Hendrik beschreibt seinen Tag. Er besucht die Workshops Intersections of Peace and Gender, Common security approaches to 21st century conflicts, peace, justice and security und 7 Myths that sustain the global arm trade. Seiner Meinung war bei den Veranstaltungen von „qualitativ hochwertig mit Spaßfaktor“ über „ambivalente Gefühle und Unwohlsein“ bis zu „totalem Schrott“ auf dem International Peace Congress (IPC) alles dabei. Außerdem berichtet er aufständisch und mutig aus der Gewaltherrschaft eines genadenlosen Delegationsleiters.

Liebes Reisetagebuch,
heute fiel mir das Aufstehen wieder sehr schwer. Der Passivkater und der Schlafmangel machten mir sehr zu schaffen, aber was tut man nicht alles für den Frieden. Ich füllte meinen Rucksack mit Wasserflasche und Buch und meinen Bauch mit reichhaltigen nahhaften und vitaminreichen Froot Loops. Die Badesachen blieben heute daheim, denn wie sich später herausstellte, wurde ich von meiner Wetterapp um einen wunderschönen Strandtag betrogen. Trotz größter Eile und Morgendisziplin fehlte seitens unseres Jugend-Delegationsleiter und Co. jegliche Solidarität: Mit dem Aufbruch auf mich wartete niemand.

Reisetagebuch schreiben?
Der Schikane damit nicht genug wurde ich, nachdem ich die Gruppe vorbildlichst eingeholt hatte, von unserem lauchigen Jugenddelegationsleiter aus einer unerfindlichen Laune heraus für fehlende Reiseberichte getadelt und emotional erpresst; gar gezwungen! diesen noch am selben Abend nachzureichen (seine Handlangerin und Komplizin L. setzt die Einhaltung seiner Befehle in diesem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, gewaltsam durch. Doch der Widerstand, den sie damit beschworen haben, wird ihnen noch teuer zu stehen kommen, wenn sie sich durch unzählige Seiten endlosen Unsinns und Fakenews lesen müssen, um an die kostbaren Workshopberichte aus meiner erlesenen Perspektive zu gelangen. Ich denke sogar an eine weitere Hürde nach, zusezlicheß Schiffriren durh unläsbahre rEchtschraibum….).

[Zensur von unzähligen Seiten endlosen Unsinns und Fakenews]

Kaffeepause ohne Kaffee
Wie auch immer kamen wir dann irgendwann endlich beim CCCB an und mussten mit Verdruss feststellen, dass in der perfekt abgepassten Kaffeepause, die unseren Tag einleiten sollte, nur Pause, jedoch kein Kaffee und kein Frühstück vom Kongress bereitgestellt wurde. So mussten wir uns wohl oder übel mit dem Workshopprogramm auseinandersetzen und unsere taktische Aufteilung planen. Ich ging zu „Intersections of Peace and Gender“, der von WILPF angeboten wurde.

Intersections of Peace and Gender
Aufgebaut war der Workshop als eine Art Podiumsdiskussion mit drei weiblich gelesenen Personen, die in dem Bereich arbeiten. Namen und Organisation konnte ich akustisch nicht verstehen, werde ich aber nach anschließender Recherche hier nachträglich einfügen. ->[Shirin Jurdi, WILPF Lebanon; Blanca Camps, Centre Delàs d’Estudis per la Pau; Concha Gaudó, WILPF Spain]. Die Kommunikation war für mich auch weiterhin nicht unbedingt einfach, die Hälfte der Zeit habe ich nur spanisch verstanden, meistens wurde anschließend das Gesagte auf Englisch zusammengefasst.

Interesant vs. unangenehme Selbstdarstellung
Die Vortragenden berichteten über feministischen Herausforderungen in der Friedensarbeit, erörterten Ziele und Strategien und betonten die Wichtigkeit von Allianzen. Ab diesem Punkt öffnte sich die sogenannte Debatte für alle Teilnehmer*innen, wodurch plötzlich viel Leben in die Runde kam. Die anschließenden Beiträge waren alle zwischen „interessant zu hören, was andere anderswo so alles für feministischen Frieden leisten“ und „unangenehme Selbstdarstellung und Werbung für die eigene Organisation“. Aber das ist vielleicht einfach der Sinn solcher Workshops in solchem Rahmen.

Patriachale Strukturen im pakistanischen Militär
Gegen Ende wertete eine pakistanischen Teilnehmerin den Workshop noch durch einen sehr starken Redebeitrag auf. Sie kritisierte u.a. berechtigter Weise bestimmte Formulierungen, die im Workshop verwendet wurden und berichtete, wie z.B. durch sexuelle Belästigung patriarchale Strukturen von pakistanischen Soldaten gegen Frauen ausgenutzt werden, die sich für Frieden und Frauenrechte stark machen. Sowohl inhaltlich, als auch von der Vortragsweise hob sich diese Rede stark positiv von den anderen ab.

Puzzlen ohne Sinn
Vor dem Gehen durfte noch jede teilnehmende Person ein Puzzleteil mit einem Begriff beschrifften, der den Inhalt des Workshops beschreibt. Allerdings machte sich niemand mehr die Mühe, Worte wie Solidarität, Freiheit und Diskurs zusammenzusetzen.

Verirrung in der Mittagspause
Die Mittagspause verbrachten wir, nach ewigen durch die Stadt irren hinter einer verirrten Person mit angeblichen Ortskenntnissen, beim Inder. Essen war super, es gab Curry mit ganz viel Reis, eine Art Fladenbrot und allerlei Kostproben von den Tellern der Anderen. Leicht verspätet kehrten wir zum CCCB zurück und ich musste feststellen, dass mein vorgenommener Comedy-Workshop leider nur online stattfand. Somit suchte ich Ersatz in „COMMON SECURITY APPROACHES TO 21ST CENTURY CONFLICTS, PEACE, JUSTICE & SECURITY“ von Reiner Braun.

Common security approaches to 21st century conflicts, peace, justice and security
Kann man eigentlich noch mehr Buzzwörter in einen Titel stopfen? Die geniale Idee Reiners hinter dem schlauen Begriff „Common Security“ ist, dass man „revolutionär“ Krieg und Gewalt kategorisch ausschließt und „konservativ“ alle Staaten und Regime so wie sie sind akzeptiert und toleriert, um sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und sich irgendwie auf Frieden zu einigen. Wie das geschehen solle, wusste der Reiner allerdings auch nicht, sodass es sich bei diesem Konzept weniger um eine Strategie, als um Reiners Wunschdenken handelte. Allerdings mit der Besonderheit, dass man keine Kritik an Unrechtsregimen, geschweige denn Kapitalismus und strukturellen Problemen wie Rassismus, Antisemitismus, Chauvinismus usw. üben müsste bzw. sollte, sondern all dem mehr Toleranz und Offenheit entgegenbringen sollte bzw. müsste. Dieses Muster ist und bleibt halt sein Markenzeichen…

Mittagsschlaf und Spaziergang
In der zweiten Hälfte des Frontal-„Workshops“ habe ich etwas gepennt und den Rest der viel zu langen Zeit mit Handyspielen totgeschlagen. Danach war ich spazieren, die Sagrada Família bewundern und mit der Kamera meiner touristischen Pflicht nachkommen.

7 Myths that sustain the global arm trade
Auf dem Heimweg haben wir im CCCB gerastet und spontan den Workshop „7 Myths that Sustain the Global Arms Trade“ von dED_UCATION besucht. Die drei jungen, weiblich gelesenen Personen waren die ersten an diesem Tag, bei denen ich ein sowohl informatives als auch unterhaltsames Programm erleben konnte und wo die Teilnahme wirklich Spaß gemacht hat. Der Workshop war um ein Youtube-Video aufgebaut, welches die britische Gruppe frisch produziert hatte, das Fakten rund um Rüstungsindustrie und -Politik, sowie ihre Verpflechtungen strukturiert und verständlich vorstellt. Im mündlichen Teil wurden u.a. von Reaktionen der Politik auf Friedensbewegungen und Beispiele von Repression berichtet. Das Angebot, dass dED_UCATION bei Events rund um Frieden und Antimillitarismus ihren Workshop gerne zur Verfügung stellt, ist absolut empfehlenswert:

https://ded1.co/ (Link zur Website)

https://www.youtube.com/channel/UClIIgqsvuywY7AidncYD5zg (Link des Kanals; Video wird hoffentlich bald hochgeladen)


Workshops und Zwangsarbeit

Im Appartment angekommen habe ich mich dann, nach Verrichtung meiner Zwangsarbeit, mit reichlich Abendessen und verdientem Schlaf auf einen weiteren Tag auf dem IPC und im Kampf für den Frieden vorbereitet. Was würde die Welt nur ohne eifrige Kongressbesucher*innen und universalaufgeklärte Karrierist*innen machen? Nun, wahrscheinlich weniger Workshops.

This entry was posted in Uncategorized. Bookmark the permalink.