Angesichts unseres dreijährigen Bestehens haben wir ein Wochenende in der Odermetropole Frankfurt verbracht. Und voilá, das Wochenende hat wieder nicht zur Spaltung geführt, was in linken Kreisen ja schon ein Erfolg an sich ist. Im Ernst: Im Gegenteil haben wir emsig an Zukunftsplänen gearbeitet, die wir hier aus bitte nachzuvollziehenden Gründen natürlich streng geheim halten.
Der Freitag begann mit einer Reflexion auf unsere Arbeit im letzten Jahr. Neben der schon ins letzte Posting eingeflossenen Rückschau auf erfolgreiche Projekte haben wir uns vor allem versucht daran zu erinnern, was wir alles nicht geschafft haben und worüber wir uns in die Haare bekommen haben.
Die letzten beiden Punkte bildeten dann den Grundstein für die moderierte Auseinandersetzung am Samstag. Nach gemeinsamer Clusterbildung anhand von Metathemen haben wir jede Menge wertvolle Erkenntnisse über Schieflagen und schwelende Konflikte zusammengetragen. Ein wichtiger Themenbereich war der feministische Anspruch unserer Gruppe und ein abermaliger Austausch darüber, wie wir diesem in unserer Arbeit gerecht werden und noch sollten. Natürlich haben wir auch nochmal die Entwicklungen rund um die Täterschaft einer Person, die auch auf dem letzten U35-Wochenende anwesend war, diskutiert.
Das neoliberale Motto ‚Es gibt keine Probleme, sondern nur Lösungen‘ haben wir uns für kleinere Konflikte für messbare Sofortmaßnahmen ausgeliehen. Eine Erkenntnis dürfen wir hier verraten: Den Fokus auf unsere antimilitaritische Politikpraxis in offensiver Manier behalten wir bei.
Am Samstagnachmittag sind wir voll-getestet oder geimpft über den Fluss nach Słubice (wird gesprochen wie ‚Swubize‘, weil da is da so ein gestrichenes ‚l‘). Rechercheergebnis: Der sog. ‚Polenmarkt‘ ist vor allem ein Mythos von Wessis und Berliner*innen. Das kolportierte Konsumparadies auf Erden und obendrauf „billich“ ist er eher nicht. Als Andenken hat sich die Teerfraktion trotzdem mit ein paar obligatorischen Rauchgütern eingedeckt.
Als Highlight hat sich unser*e Chefko*öch*in für den Samstagabend dann einen netten Trick zur allgemeinen Moralsteigerung einfallen lassen und den veganen Eintopf mit Reis kurzerhand ‚Ratatouille‘ getauft. Lecker war das allemal und angesichts des frankophonen Einschlags in Deutsch-Polnischer Grenznähe überlegen wir uns jetzt als intereuropäisches Kulturprojekt zu bewerben. So macht man das doch, oder?
Ähnlich hochschwingend haben wir uns anschließend am Samstagabend beim Brainstorming über künftige größenwahnsinnige Projekte ausgetauscht und wieder jede Menge Notizzettel (die Chaot*innen mochten vor allem die in feuerwehrrot…) vollgekritzelt. Nach kurzer bzw. langer Nacht (Perspektivfrage!) folgte dann am Sonntag die realistischere Einordnung der Gedanken vom Vorabend in einen Zeitplan.
Zufrieden haben wir im Tagungshaus wieder alles klarschiff gemacht, uns von den Katzen verabschiedet, Klos geschrubbt und den Regio zurück in die große, böse Stadt genommen. Herzlichen Dank an alle, die dieses Wochenende ermöglicht haben und an dieser Stelle wissen mögen, dass es ohne ihre Unterstützung nicht möglich gewesen wäre. Danke für den Support!