Rechtsoffen-VA ist online!

Der Mitschnitt unserer gemeinsamen Veranstaltung mit dem DFG-VK-Landesverband Berlin „Frieden für Deutschland? Was tun gegen Rechtsoffenheit in der Friedensbewegung!“ vom 11.10.2021 ist online.

Gab ordentlich negatives Feedback. Das meiste war das übliche dumme Zeug. Aber eine wollen wir hier teilen. Auch wenn wir das meiste anders sehen, finden wir es fair hier auch die Kritik zu veröffentlichen:

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,
in der letzten Woche veranstaltete der LV Berlin/Brandenburg eine Diskussionsrunde zum Thema „Rechtsoffenheit der Friedensbewegung“. Die Veranstaltung wurde gestreamt und per Mail beworben. Unter https://t.co/KUH9nuVlNr kann man sie sich npch anschauen.

Ich finde es gut, dass diese Veranstaltung stattgefunden hat, da dadurch noch einmal deutlich gemacht wurde, wo wir inhaltlich aufmerksam sein sollten, um keine Anknüpfungspunkte für rechte Kreise zu liefern und wo sich rechte Gruppen unter einer Tarnung in die Friedensbewegung mischen. Auch fand ich es interessant zu hören, wie die Problematik der Rechtsoffenheit in einer vor allem jüngeren Szene diskutiert wird. Ich denke, wir sollten uns dieser Diskussion stellen und über die geäußerten Kritikpunkte sprechen.

Nicht gut fand ich, dass die Referent:innen-Auswahl doch sehr einseitig war und so keine Diskussion zustande kam. Man war sich mehr oder wenig einig. Dadurch konnten bestimmte Probleme auch nicht herausgearbeitet werden.

Unbefriedigend fand ich den Input, der relativ zusammenhanglos Zitate von Menschen aus der DFG-VK aus verschiedenen Jahrzehnten aneinanderreihte, die aus seiner Sicht Beleg für nationales, rassistisches oder antisemitisches Denken sind.

Ärgerlich fand ich, dass es in der Diskussion am Ende vorrangig darauf hinauslief, Antisemitismus und Antiamerikanismus als mögliche Schnittmenge von Teilen der Friedensbewegung und den Rechten festzumachen. Nun ist ja bekannt, wie problematisch die Unterscheidung von Kritik am staatlichen Handeln Israels einerseits und dem Hass auf Juden andererseits in der deutschen Diskussion zunehmend geworden ist. Noch schwieriger gestaltet sich das beim Begriff Antiamerikanismus. Zwar wurde besonders vom Referenten Fabian Virchow zugestanden, dass die Kritik an kriegerischem Handeln, an Einsätzen von Geheimdiensten im Ausland und anderem imperialen Vorgehen der USA berechtigt sei. Er machte dann auch vor allem eine Ablehnung der US-Kultur als Ganzes als Zeichen von Antiamerikanismus fest. Wo die denn aber nun in der Friedensbewegung vorhanden sei, konnte nicht deutlich gemacht werden.

Das Schüren von Feinbildern ist eine Grundlage für Kriege, das gilt für ein Feinbild US-Amerikaner genauso wie für eins von den Russen oder Chinesen. Auch ich bin der Meinung, dass ein zu einseitiges Starren auf die Politik der USA den Blick auf die Machtinteressen z.B. der EU und Deutschlands verstellt. Doch das ist eine politische Einschätzung, über die man streiten kann und wer das anders sieht, dem würde ich nicht per se einen Hass auf die US-Amerikaner als solche unterstellen. Dass aber ein Staat, der mehr als ein Drittel der Weltrüstungsausgaben auf sich vereint, der in zahlreiche Kriege weit entfernt von seinen Grenzen verwickelt war oder sie selber vom Zaun gebrochen hat und der ein Netz von fast 800 Militäreinrichtungen weltweit unterhält, nun nicht gerade als Freund aller Menschen angesehen wird, ist doch eigentlich nachvollziehbar. Daher drängt sich der Verdacht auf, dass mit der Diskussion um linken Antiamerikanismus die Kritik an der Außenpolitik der USA diskreditiert werden soll. Dieser Aspekt spielte leider in der Veranstaltung keine Rolle.

Meiner Meinung nach haben wir als Verband bei all diesen Themen Diskussionsbedarf. Sowohl die Position „Friedensbewegung und Rechts – das hat doch gar nichts miteinander zu tun“ als auch die Haltung „in der Friedensbewegung tummeln sich zahlreiche Antisemiten und Amerikahasser“ trifft die Realität nicht. Hier genauer hinzuschauen und auch die Sichtweise der jeweiligen Protagonisten kennenzulernen, würde uns weiterbringen.

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