„Aufstand statt Aufrüstung!“ Unsere Rede vor 30.000 Leuten

Wir durften tatsächlich sprechen! Auf der großen Demo vor 30.000 Leuten. Unsere Rede hieß „Aufstand statt Aufrüstung!“ In der Rede haben wir die Bundeswehr als Nazi-Prepper, die am Tag X alle im Publikum erschießen wollen, verunglimpft und die Abschaffung der Bundeswehr gefordert. Und wir haben gesagt, das wir statt schicker Kampagnen mit irgendwelchen Minimalforderungen Kapazitäten für eine Soziale Verteidigung aufbauen müssen. Die anschließende Irriation im Publikum hats in den Tagesspargel geschafft und heute im Auswertungstreffen hierß es: „Ja… eure Rede war ja… mal was anderes.“ War also ein super Tag.

Hinter der Bühne abhängen
Von der Demo selber haben wir deutlich weniger mitbekommen als beim letzten Mal, wo wir uns ja mit Leuten gestritten hatten beim flyern, ob es angebracht ist, auf ner Friedensdemo für Abrüstung zu sein. Dieses Mal sind wir gleich zum Speerschen Siegpimmel. Weil wir auf die Bühne als Publikumsschreck durften, wollten pünktlich sein und beim letzten Mal war recht schnell kein Durchkommen mehr. Und einige von uns waren die meisten Zeit hinter der Bühne und mit „nicht hyperventilieren“ beschäftigt.

Sichtbarkeit?
Unser Logo war übrigens wirklich auf dem Banner der Bühne. Konnte man von vorne nicht sehen, deswegen haben wir es nochmal als Beweis dokumentiert:

Deutliche Klarstellung
Gut war, dass der Chef vom DGB gleich mal klargestellt hat, dass Aufrüstung scheiße ist und da auch sehr deutliche Worte gefunden hat. Nicht so gut war, das er gesagt hat, dass Putin jede Menschlichkeit verloren habe. Son Quatsch, im Gegenteil, der ist sehr menschlich. Und deswegen brauchen wir ja gerade friedenssichernde Institutionen und Abrüstung. Generell waren die Demoreden diesmal deutlich mehr Frieden und weniger Krieg.

Medienfeedback
Unsere Rede hieß „Aufstand statt Aufrüstung“, ihr findet sie unten. Gab sogar Medienfeedback dazu. Für den Tagesspargel hat Luca Klander ausgerechnet unsere Rede mit Bild dokumentiert und schreibt dazu:

Plädoyer gehen Aufrüstung: „Noch mehr Rechtsextreme klauen Waffen“
„Aufstand statt Aufrüstung“ fordern Jan Hansen und Frida Henkel der Antimilitaristischen Aktion Berlin (amab) in ihrer Rede bei der großen Demo. Hansen blockierte 2008 in einer Protestaktion gegen den Afghanistankrieg einen Militärtransport der Bundeswehr, was dessen Weiterfahrt um mehrere Stunden verzögerte. Anschließende Gerichtsprozesse dauerten fast sechs Jahre an. Henkel klagt momentan vor dem Bundesverfassungsgericht gegen eine Strafverfolgung wegen des Veränderns von Bundeswehr-Werbeplakaten.

Sie sagen, die Bundeswehr sei von „Nazi-Generälen“ gegründet und von ehemaligen Wehrmachtssoldaten bis in die 80er-Jahre geprägt worden. „Mehr Aufrüstung und mehr Soldaten bedeutet vor allem, dass noch mehr Rechtsextreme Waffen klauen und Leute, die nicht in ihr völkisches Weltbild passen, am Tag X zu erschießen“, ruft Henkel. Nach einer kurzen Pause klatschen einige Zuhörer leise. (Tagesspargel Ende)

Korrektur
Eine Korrektur: Wie man im Video sehen kann, haben wir ganz sicher nicht „Rechtsextreme“ gesagt, sondern „Nazi-Prepper.“ Das trifft das nämlich viel besser.

Also eigentlich war es ein super Tag. Nur die Küfa ließ etwas zu wünschen übrig, aber immerhin gab es Berliner Spezialitäten:

Unsere ganze Rede „Aufstand statt Aufrüstung“ gibt’s hier:

Aufstand statt Aufrüstung!

Gliederung und Inhalt:

1. Einleitung
2. Aufrüstung bringt nix, Naziprepper
3. Gewaltfreie Kampfmittel
4. Offene Grenzen
5. Aufstand statt Aufrüstung/ Soziale Verteidigung
6. Fazit/Sofortmassnahmen

1. Einleitung

Hallo, guten Tag.
Wir sind die Antimilitaristische Aktion Berlin. Wir sind assoziiert in der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsgegner*innen. Wir freuen uns sehr, heute vor so vielen Leuten hier reden zu dürfen. Vielen Dank, dass hier heute auch so Bewegungsstraßenköter und Basishoppel wie wir sprechen dürfen und nicht nur schicke NGOs mit Hauptamtlichen. Danke sehr.

Wir fordern „Auftstand statt Aufrüstung“ und wir wollen, ein paar radikale Überlegungen hier einbringen.

2. Aufrüstung bringt niemanden etwas außer den Nazi-Preppern

Wir verurteilen den Angriff der russischen Armee auf die Ukraine. Es ist empörend, dass immernoch nicht alle Teile der Friedensbewegung diesen Angriff verurteilen.

Doch Aufrüstung ist keine Lösung. Denn Aufrüstung löst HEUTE keine Konflikte in der Ukraine und führt MORGEN nur zu weiterer Eskalation und Militarisierung. Entgegen dem Gelabere von der angeblich kaputt gesparten Bundeswehr zeigen die Zahlen, dass der Wehretat in den letzten 20 Jahren bereits mehr als verdoppelt wurde. Wir schmeißen für Waffen längst wieder so viel Geld aus dem Fenster, wie zur Zeit des Kalten Krieges.

Hat die Aufrüstung geholfen?
Haben sich Putin und seine Hofnarren dadurch von dem Angriff auf die Ukraine abhalten lassen? Nein! Hat es geholfen, die Kriege in Afghanistan oder Mali zu beenden? Nein!

Derweil ist die Bundeswehr fast wöchentlich in den Schlagzeilen, weil sich regelmäßig massenhaft Einzelfälle beim Nazi sein erwischen lassen. Kein Wunder: Die Bundeswehr wurde von Nazi-Generälen gegründet. Wehrmachtssoldaten prägten bis in die Achtziger die Schlagrichtung der Armee. Mehr Aufrüstung und mehr Soldat*innen bedeuteten vor allem, dass noch mehr Nazi-Prepper noch mehr Waffen klauen, um Leute, die nicht in ihr völkisches Weltbild passen, am Tag X zu erschießen.

3. Gewaltfreie Kampfmittel
Beachtet auch: Genau die Leute, die jetzt am lautesten nach Aufrüstung schreien, erzählen seit über 20 Jahren das Märchen von Putin als lupenreinem Demokraten. Stellt euch vor, die deutschen Gazprom-Fans zum Beispiel in der SPD hätten bereits früher zu ernsthaften gewaltfreien Kampfmitteln gegriffen:

Zum Beispiel im Jahr 2000, als Grosny platt gemacht wurde.
Oder 2006 nach dem Mord an Anna Polit-Kows-Kaja.
Oder beim Angriff auf Georgien, 2008.
Oder 2004, 2008, 2012 und 2018 bei den manipulierten Präsidentschaftswahlen.
Oder aber 2014 nach der Annektion der Krim.

Glaubt ihr, wenn man die wirtschaftlichen Daumenschrauben schon damals angesetzt hätte, müssten wir heute hier demonstrieren? Nein!

4. Offene Grenzen
Ein zweites gewaltfreies Kampfmittel, das wir viel zu selten einsetzen, sind Offene Grenzen. Ja, wir sollten unsere Grenzen einfach öffnen. Es entzieht kriegstreiberischen Autokratien viel Potential, wenn die Leute einfach zu uns kommen können, weil ihnen zuhause was nicht passt. Die Leute dort und anderswo können selber definieren, ob ihre Gesellschaft lebenswert und bleibenswert ist und können selber entscheiden wo sie leben wollen. Wenn wir oder die Gazprom-Fans in der Regierung definieren, was sicher oder lupenrein demokratisch ist, bleiben selbst Länder wie Russland, Afghanistan oder Ägypten auf der Liste sogenannter sicherer Staaten.

5. Soziale Verteidigung
Drittens müssen wir selber aufständischer werden. Statt schicke Kampagnen zu machen, die irgendwelche Minimalforderungen stellen, brauchen wir eine Soziale Verteidigung. Auch DAS machen uns die Leute in der Ukraine vor. 2014 blockierten sie Truppen, die in den Bürgerkrieg zogen. Heute blockieren sie mit Demos russische Panzer. Schaut euch eure Nachbarn und Kolleg*innen an: Das sind DIE Leute, mit denen ihr Invasionen pazifistisch verhindern könnt. Organisiert euch, organisiert andere. Kleine Schritte, wie der selbstorganisierte autonome Kiezbeirat sind erste Schritte zur Sozialen Verteidigung gegen die eigene Regierung oder aggresive Invasor*innen.

Wir von der amab organisieren ein Workshop-Wochenende zu Kreativ-Protest mit Blick auf den Tag der Bundeswehr, um dort gemeinsam mit anderen Gruppen fantasievoll und widerständig gegen die Bundeswehr protestieren zu können. Damit hoffen wir, unsere Widerständigkeit im Alltag zu erhöhen.

6. Sofortmaßnahmen
Aber bis dahin brauchen wir Sofortmaßnahmen gegen die Aufrüstung. Wir fordern:

Aufrüstung stoppen! Bundeswehr abschaffen!

Offene Grenzen jetzt sofort!

500 Milliarden Sofortprogramm für dezentrale Erneuerbare Energien und deren gerechte Verteilung damit niemand frieren muss!

Und die Pipelines Nord Stream 1 und Druschba kappen!

Vielen Dank fürs Zuhören.
Eure Antimilitaristische Aktion Berlin in der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsgegner*innen.

Zum erwähnten Skillsharing geht’s hier:

https://amab.blackblogs.org/2022/03/06/1-3-april-2022-workshop-wochenende-kreativ-protest-zum-tag-der-bundeswehr/

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