Subversiver Protest: Tod besucht Bundeswehr auf Gamescom

„Huch, was ist denn das?“ Irrierte Soldat*innen und amüsierte Besucher*innen der Gamescom konnten am Samstag beobachten, wie der Tod über den Stand der Bundeswehr streifte. Mitglieder des Jugendnetzwerkes der Friedensgesellschaft DFG-VK hatten sich mit Totenkopfmaske, Sense und gruseligem Umhang verkleidet, um sichtbar zu machen, um was es bei der Bundeswehr wirklich geht. „Beim Militär geht es ums Töten und Sterben“ erklärt Luca Schmidt, Sprecher*in des Jugendnetzwerkes der Friedensgesellschaft: „Das macht unsere subversive Theater-Aktion mit den Tod-Kostümen sichtbar.“ 

Militär auf der Gamescom
Die Gamescon in Köln ist die größte Videospielmesse der Welt. Jede:r dritte der ca. 300.000 Besucher:in ist minderjährig. Hier will die Bundeswehr neues Kanonenfutter mit einem Messestand rekrutieren. Es gibt interaktive Spiele, einen Jeep der Nazi-Prepper vom KSK und eine Bootsfrau erklärt ganz harmlos Knotenkunde, um mit jungen Menchen ins Gespräch zu kommen.

Subversive Theater-Aktion
Diese perfiden Rekrutierungstaktikten der Bundeswehr unterlief die Theater-Aktion des Jugendnetzwerkes. In Tod-Kostum wuselten sie um den Stand herum und boten ein interessantes Foto-Motiv. Dabei ist immer auch das Cooperative Design des Militärs zu sehen und wird so mit Tod in Zusammenhang gebracht.

Hier steuert der Tod
Das Highlight war der Tod am Steuer des im Bundeswehr-Jeep. Dies belustigte viele Besucher*innen, die die Situation fleißig fotografierten.

Beliebt war auch das Motiv mit dem Tod, wie dieser einen Zettel mit der Aufschrift „Terminvereinbarung?“ vor die Gegenstände der Bundeswehr hält.

Auch die Anprobe der Flieger-Anzüge fand viel Interesse.

Irritationen, keine Repression
Die Performance irritierte die anwesenden Soldat:innen durchaus. Doch sie schienen das Konzept nicht so richtig zu durchschauen. Auf der Gamescom trägt schließlich jeder dritte Kostüm. „Ab den dritten Durchgang hatten wir eine einz-zu-eins Betreuung“ sagt Luca Schmidt. „Doch die direkte Interaktion mit den Soldat:innen macht das Bild ja noch besser…“ Interventionen, Repressionen oder gar einen Polizeieinsatz gab es nicht. Bis auf die Eins-zu-eins-Betreuung durch die Öffentlichkeitsarbeiter:innen der Bundeswehr blieb die Performance etwa zwei Stunden ungestört.

Nächste Aktion
Nach einer Pause entledigte sich die Gruppe ihrer Kostüme, und besuchte den Stand nocheinmal. Ziel war diesmal, mit den Soldat:innen ins Gespräch zu kommen um auch etwas über deren Gesprächstaktiken zu erfahren (und möglichst viel Propaganda-Material abzugreifen, um es unschädlich machen zu können).

Grenzen verschwimmen
Ein interaktives Standprogramm versucht gezielt Gamer*innen ins Militär zu locken. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel und Realität. An einem Stand zeigt ein Kontrolldisplay militärische Manöversituationen. Eines unserer Mitglieder drückte hier seine Anerkennung für die Technik aus und sagte, das er so etwas gerne zum Spielen zu Haus hätte. Schamlos erklärte der angesprochene Soldat: „Komm doch zur Bundeswehr. Dann kannst du das in echt spielen!“

Liegestützen und Baumstammstemmen
Toxische Männlichkeit und mackeriges Verhalten sind fester Bestandteil der Bundeswehr. Am Messestand hält eine Kreidetafel fest, wer die meisten Liegestützen schafft. Außerdem kann ein Baumstamm gehoben werden, um Dominanzverhalten zu markieren a la „sei ein Macker, komm zur Bundeswehr“. „Kein Wunder das sexuelle Übergriffe in der Bundeswehr an der Tagesordnung stehen, wenn schon vor der Rekrutierung das Zurschaustellen der eigenen Stärke im Vordergrund steht“, erklärt Luca Schmidt.

Der Tod ist nahe
Der Bundeswehrstand verharmlost die Realität im Militär. Denn in der Bundeswehr geht es um das Töten von Menschen und das Sterben. Der Tod am Bundeswehrstand hat sichtbar gemacht worum es beim Militär geht. Und mit welchen hinterlistige Taktiken die Soldat:innen versuchen, Gamer*innen vom Computer in die Mordsmaschinerie zu holen. Das war selbst dem Tod zu viel und und er verzog sich zu Rheinmetall, Thales, Airbus und ruinierte dort die mediale Rezeption.

Gefälschte Plakate gegen die Bundeswehr
Bereits am Vortag hatte sich das Jugend-Netzwerk der Friedensgesellschaft außerhalb des Messegeländes mit einer sogenannten Adbusting-Aktion gegen die Bundeswehr protestiert. Die Gruppe kaperte unerlaubt Werbevirtrinen rund um das Messegelände und in der Kölner Innenstadt. In den Vitrinen platzierte die Gruppe Plakate mit Kritik an der Bundeswehr, die dem originalen-Design des Militärs zum Verwechseln ähnlich sahen. Die Polizei entfernte zwar einige dieser Poster. doch ausgerechnet die Plakate am Messeeingang Ost hingen auch am Sonntag noch. „Diese Inkompetenz hat uns sehr gefreut!“ sagt Luca Schmidt.

Mehr Infos:

Bericht über die gefälschten Bundeswehr-Poster im „Express“:

https://www.express.de/koeln/plakate-in-koeln-gamescom-stand-der-bundeswehr-erhaelt-kritik-1-850151

Jugendnetzwerk der DFG-VK

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