Wir kommen der UNO näher. Heute waren wir schon mal im Austria Center. Das ist direkt neben den International Center, aber öffentlich zugänglich, wenn sich nicht gerade die UNO die Räume krallt. Unser Gastgeber ist Außenminister und Kurz-Zeit-Kanzler Schallenberg. Das Österreichische Außenamt hat eine wissenschaftliche Konferenz organisiert, um sich da als cool zu inszenieren. Wir müssen zugeben: Das ist gelungen. Nicht nur das Essen war super (Zanderfilet und sogar veganes Zeug). Auch ist es der österreichischen Regierung gelungen, führende Expert*innen für eine interessante Konferenz zusammen zu bringen. Doch was gab es außer gutes Essen?
Minister Schallenbergs Video-Botschaft war gar nicht schlecht: Er hat der russischen Regierung ordentlich eins reingedrückt (nicht selbstverständlich im Oligarchen-Hafen Österreich), und sich auch sehr deutlich für eine Welt ohne Atomwaffen und militärische Erpressung ausgesprochen. Doch was gab es außer gutes Essen und Schallenbergs Statement?
Perspektiven der Betroffenen
Kido Suechi, Überlebender aus Nagasaki, berichtetet von seinen Erlebnissen als kleines Kind. Suzuka Nakamura, Vertreter*innen der Enkel-Generation, legte dar, wie das Massensterben und die gesundheitlichen Folgen sie bis heute belasten. Sie appellierte an die UNO: „I hope we will all agree that TPNW is not the end point. The end point has to be the elemanation of nuclear weapons. In order for us to get rid of the risk of nuclear weapons, we have to eliminate them.“ Aus einem pazifischen Atonmbombentestgebiet war Danity Laukon angereist und berichtete, wie die Waffentests bis heute die Leben der Menschen bedrohen.
Unwahrscheinliches Ereignis mit katastrophalen Folgen
Doch wie wahrscheinlich ist heutzutage die Detonation einer Atombombe? Leider nicht null, wie die Statements von James Revill – Head of the WMD Programme at United Nations Institute
for Disarmament Research (UNIDIR) zeigte. Ähnlich wie Pandemien seien Detonationen von Atombomben unwahrscheinliche Ereignisse mit großen Konsequenzen, deren Risiko sich leider aufsummiere: „A low risk event with very hight impect.“
Eine Atombombe träfe katastrophaler als COVID
Cordula Droege – Chief Legal Officer and Head of the Legal Division of the International Committee of the Red Cross (ICRC, berichteten, wie unvorbereitet die internationalen Gesundheitssysteme auf COVID waren. Sie betonte, wie viel katastrophaler und umfassender bereits eine einzige Atombombe die Gesundheitssysteme weltweit träfe: „Sometimes the worst scars are in the mind. The desocialisation and isolation of women and children because of the consequences of the nuclear weapon attacks and tests leads to mental health problems for a lot of people (especially women and children), which is also a topic we urgently need to address.“
Schlägerei im U-Boot: Ein Sicherheitssystem?
Darüber hinaus seien unsere Sicherheitssysteme bescheiden und drohen ständig zu versagen, sagte Patricia Lewis – Research Director, Conflict, Science and Transformation; Director, International Security Programme at Chatham House, UK. Sie betonte, es seien Individuen, die zufällig die Hütte retten. So wie die Offiziere eines sowjetischen Atom-U-Bootes, die während der Kuba-Krise einfach im entscheidenden Moment ausknockten.
Atomwaffen töten gender-spezifisch
Mary Olson, Senior Radioactive Waste Policy Specialist with Nuclear Information and Resource Service (NIRS) (ret.), berichtete über die höhere Sterblichkeit bei Mädchen und Frauen in allen Altersgruppen gegenüber Männern, wenn diese Atomwaffentests ausgesetzt werden. Sie betonte: „We still don’t know why this happens, why nuclear weapons have a bigger impact on female bodies than on male bodies (…). And of course it is a progress, that we start talking about things like that, about how the medical risks differs from gender to gender. But the question of why has not been addressed by anyone. We still need to do so much research about this topic to understand what happens and to prevent it.“
Wie mini sind Mini-Nukes?
Moritz Kütt,Senior Researcher at the Institute for Peace Research and
Security Policy at the University of Hamburg verdeutlichte, warum Mini-Nukes Blödsinn sind. Anhand einer Karte des Austria-Centers und Wiens zeigte er, wie überhaupt nicht mini die Wirkung einer Mini-Nuke wäre. Er sprach von Tausenden Betroffenen mit Verbrennungen dritte Grades, für die es in ganz Österreich gerade einmal 20 Behandlungsplätze gäbe. Außerdem zeigte er auf, dass auch der Einsatz von Mini-Nukes politisch vermutlich zum großen und letzten Bumbum führen würde: „When we don’t have enough food because of nuclear attacks that leads to other wars again.“
Per Feuersturm in die Eiszeit
Michael J. Mills, National Center for Atmospheric Research, Boulder, Colorado, zeigte auf, wie unzureichend das Phänomen der Feuerstürme bisher sei. Feuerstürme sind sich selbsterhaltende Großbrände, die nach Nuklearwaffeneinsatz Großstädte plätten. Diese Feuerstürme schleudern jede Menge Staub und Asche in die Atmosphäre und schon 5 bis 15 Atombomben, mit denen sich z. B. Pakistan und Indien aus Versehen oder mit Absicht bewerfen, würden dafür sorgen, dass sich die Atmosphäre derart verdunkelt, dass wir das auch bei uns mit Landwirtschaft vergessen können und außerdem eine neue Eiszeit anbricht. Er sagte außerdem, dass so ein Mini-Nuklearkrieg vermutlich die Ozonschicht killen würde.
Landwirtschaft nach dem Knall?
Im nächsten Talk erläuterte Kim Scherrer vom Institut für Biologie an der University of
Bergen, Norwegen, Modelle für die Berechnung der weltweiten Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft und was passiert, wenn zusätzlich noch die Distribution zum Erliegen kommt. Ihre Ergebnisse zeigen: Schon bei ein bisschen Bumbum sieht es nicht gut aus und wir bräuchten eigentlich dringend noch ein paar Planeten mehr. Ihre Modelle zeigten vor allem, dass auch ein kleiner Atomkrieg z. B. in Südostasien auch für Russland, USA und Europa massive Konsequenzen und Millionen von Hungertoten innerhalb von fünf Jahren behauptet.
Mit offene Daten Atomwolken rekonstruieren
Alexander Glaser, Associate Research Scholar at Princeton University’s Program on Science and
Global Security and at the Nuclear Knowledges Programm at Sciences Po Paris zeigte, wie er und sein Computer mit offenen Daten die Auswirkungen von Atomtests auch ohne Hilfe der Regierungen rekonstruieren können. Der Prof und sein Computer konnten zeigen, dass Tahiti krass Atomkram abbekommen hat als bisher bekannt und setzte damit die französische Regierung massiv unter Druck, die Leute da zu entschädigen (mehr Infos dazu: muroroa-files.com)
Zitate aus Pakistan und Indien
Zia Mian, Co-Director of Princeton University’s Program on Science and
Global Security, zitierte ganz viel die Premiers und Militärchefs in Indien und Pakistan. Sein Resümee: Den allen da ist ihre Macht zu Kopf gestiegen und wir sollten denen die Bomben schnell wegnehmen.
Und hier noch das wichtigste, was die meisten von euch interessiert:
Chillen auf der Terrasse
Mittag (die Wraps waren vegan=
Abendessen
Fazit
Die Konferenz hat sich echt gelohnt. Schade, dass ausgerechnet die deutsche UNO-Delegation sich die Konferenz gespart haben dürfte. Wie man nach den geballten Fakten und Argumenten am Besitz von Atomwaffen festhalten kann, ist uns schleierhaft. Und morgen geht’s dann zur UNO. Mal gucken, ob sie uns wirklich reinlassen.
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