Sonntag, 18. Juni. Unser vierter Tag in London, der Kongress „Antimilitarist Roots“ von War Resisters International (WRI) geht zu Ende. Wir lernen Dinge über Rekrutierung in Eritrea und der Türkei und über sinnvolle Zwischenziele bei Kampagnen. Und wir schreiben uns selber Postkarten.
Tag 4 Sonntag
Ein neuer Tag und unsere Nächte werden immer kürzer. Auch heute fängt er mit mehr oder weniger Frühstück und einem Spaziergang zum Konferenzort an. Londons Straßen werden fast flächendeckend mit Kameras gefilmt. Zusätzlich wird auf alles Mögliche mithilfe von Schildern aufmerksam gemacht.
Zum Glück kommen wir derart gut beschützt und umsorgt alle am Konferenzort an.
Der letzte Tag beginnt diesmal mit Vorträgen auf spanisch. Die Vortragenden sind:
– Camila Rodríguez, Colombia an anti-militarist, and a defender of collective and
environmental right
– Marta Macías, Spanish state is an environmentalist and antimilitarist
– Milan Sekulovic, Montenegro environmental and peace activist
Leider hab ich kein Smartphone für die Übersetzungsapp und der kurzfristig improvisierte Zoom-Übersetzungs-Kanal hatte auch so seine Tücken. Auf die Idee, mich neben die Übersetzer*innen zu setzen, und einfach direkt zuzuhören, bin ich leider viel zu spät gekommen.
Workshop Rekrutierung in Eritrea und Türkei
Heute gibt es zwei Workshops in einem: Conversations with activists from Eritrea + Refusing Military Service in Turkey. In Eritrea kann im Prinzip jede*r jederzeit in den Militärdienst eingezogen werden. Der Zeitraum, in dem die Wehrpflicht gilt ist nicht beschränkt. Eingesetzt werden die Menschen einfach dort, wo sie von der Regierung gerade gebraucht werden. Die Militärzeit ist so schlimm, dass häufig die jüngeren Kinder, deren ältere Geschwister schon beim Militär waren, versuchen, dem zu entkommen. In der Türkei wiederum gibt es eine Grundausbildung und von dem Rest der Wehrpflicht ist es teilweise möglich sich frei zu kaufen. Der Workshop war so interessant, dass wir gleich erstmal ein Folgemeeting vereinbart haben, um nochmal länger über die Situation in Eritrea sprechen zu können.
Sinnvolle Zwischenziele
In der Nonviolent Campaign Themengruppe geht es heute darum, neben dem Hauptziel einer Kampagne auch sinnvolle, in kurzer Zeit erreichbare Zwischenziele zu finden. Außerdem machen wir heute eine Aufstellung dazu, ob ein Mittel gewaltfrei/nicht gewaltfrei und effektiv/ nicht effektiv ist. Dabei lerne ich, dass in Spanien Polizist*nnen ihre Uniform selber waschen müssen, weshalb Menschen auf die Idee kommen Farbbeutel zum Polist*nnen abschrecken zu benutzen, weil die kein Bock haben, das hinterher sauber machen zu müssen. Anscheinend reicht auch schon die „Androhung“ einen zu werfen, damit mensch in Ruhe gelassen wird.
Ergebnisse der Themengruppen
Bei Interesse bitte einfach selbstständig Bilder gucken:
Am Ende des Kongresses darf sich jede*r selber eine Postkarte schreiben. Mit einer Erinnerung, was man mitnehmen möchte.
Abends
Party im Pub und Bar, in der Menschen, die nicht vor 24 Uhr drin waren nichtmal mehr aufs Klo gehen dürfen, wärend andere die schon drinnen sind noch weiter feiern dürfen. Das Diskutieren mit dem Türsteher („Wir dürfen sie nicht reinlassen, Gesetze, Kameras, wir verlieren sonst alle unsere Jobs,“) endet darin, das eine Person, „freiwillig“ geht und die Beiden, die nicht rein durften auf ein laaange Suche gehen müssen. Auch das auf die Straße pissen ist verboten, klärt uns ein Schild auf.
Auf dem Weg nach dem Rauswurf laufen wir durch die Partyscene von London. Dabei sehen wir unheimlich coole Jugendliche die sehr lässig an bunten Luftballons lutschen.