Reaktionen auf den Niemöller-Text

Auf den Text über Martin Niemöller, den eines unserer Gang-Members in der letzten Zivilcourage veröffentlicht hat, gibt es bereits einige Reaktionen.

Bereits wenige Tage nach der Veröffentlichung kam die gezeigte Postkarte eines Mitglieds. Das der Autor erst betont, dass der Artikel über Niemöllers Antisemitismus überflüssig sei, um dann zwei Sätze später schon bei klischeehafter Israel-Kritik zu landen, könnte nicht besser verdeutlichen, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Antisemitismus in der Friedensbewegung ist (aus der oben gezeigten Postkarten haben wir den Namen der absendenden Perrson gestrichen und einen Adress-Stempel übermalt. Und die Idee, Leser*innenbriefe nur noch auf Postkarten zu akzeptieren, finden wir eigentlich sehr symphatisch).

Auch ein Mitglied vom Landesverband Bayern hat sich die Mühe gemacht, auf vier Seiten zu erklären, warum er glaubt, dass die Friedensbewegung wichtigeres zu tun habe, als sich mit Niemöller und Antisemitismus auseinander zu setzen (zur Erinnerung: Der Landesverband Bayern war es, der 2019 einen Skandal auslöste, weil dessen Landessprecher bei seiner Münchener Friedenskonferenz ausgerechnet den einzigen jüdischen Stadtrat auslud und hinterher die Verschwörungstheorie vertrat, dass das alles eine fiese Falle und Verschwörung gewesen sei).

Der Autor des Textes macht zwar auf Guido Knopp und erklärt uns jungen Leuten erstmal seitenlang, wie das damals im NS so war (danke sehr, das Konzept von Büchern und Bibliotheken ist uns vertraut).

Ausgerechnet als Entgegenung auf den Vorwurf, dass Niemöllers friedenspolitiche Positionen völkisch motiviert gewesen sein, schreibt die Person: „Bei der IdK waren die Menschen, die das „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ ernst genommen, „das andere Deutschland“ glaubhaft repräsentiert haben.“ Wozu brauchen wir ein anderes Deutschland? Was soll der Positivbezug auf Nation?

Wenige Zeilen weiter zeigt sich dann auch, dass das „andere Deutschland“ sich vor allem im typisch deutschen Entlastungsbedürfnis, überall in der Welt bei anderen Leuten Völkermord zu sehen, artikuliert: „Der Protest gegen den Krieg (in Vietnam) hierzulande war unser Beitrag, um einen in Gang befindlichen Völkermord zu verhindern, um eine politische Lösung zu unterstützen.“ Alter Falter. Erst das Geschichte-Geonkel und dann so wenig historisches Augenmaß. Das dem das nicht auffällt, was er redet. Und das offensichlich niemand ihn drauf hinweist… immerhin hat der Typ ein hohes Amt in unserem Verband inne… Kopfschüttel.

Deutlich differenzierter ist die Entgegnung von Stefan Phillip. Er schreibt, dass er die Deutung, das Niemöller bis ins hohe Alter auch in der Friedenspolitik „völkische“ Vorstellungen vertreten habe, für überzogen halte. Auch für die Verunglimpfung Elsers durch Niemöller versucht er Verständnis ob der Zeit- und Lebensumstände aufzubringen. Über die Bedeutung der fehlenden Juden im Niemöller-Gedicht und darüber, wie man Niemöllers Schuldbekenntnis zu bewerten haben, sind wir uns uneins. Abschließend weißt er darauf hin, dass er die Bezeichnung „Fans“ für die Unterstützer und Anhänger Niemöller als bösartig empfindet. Das Wort leitet sich vom lateinischen „Fanaticus“ ab, was sich mit „in rasende Begeisterung versetzt“ übersetzen lässt, sowie vom englischen „Fanatic“, „eifernd“ bedeutend.

Die Beiträge finden sich hier:

https://zivilcourage.dfg-vk.de/tag/niemoeller/#/

Wir sind gespannt, was da noch so kommt.

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