Was ist das Problem mit BDS?

Wie manche Unterstützer*innen der BDS-Kampagne (boycott. devestment. sanction) denken, zeigt beispielhaft ein Video. Es heißt „Ready for 2020“. Es wurde um den 1.1.2020 herum im Soziale-Medien-Sumpf unter bds-Unterstützer*innen verbreitet, z.B. hier. Diese kurze Analyse dürfte deutlich aufzeigen, was das Problem mit der Unterstützendenszene der BDS-Kampagne ist.

Beschreibung des Videos
Das Video ist zirka eine halbe Minute lang und zeigt eine Comic-Animation. Als Kulisse hat das Video eine gezeichnete Straße mit Bäumen und Hochhäusern im Hintergrund. Im Vordergrund befindet sich einen Animation der Grenzen des gesamten ehemaligen britischen Mandatsgebiets. Diese sind in den Farbe der israelischen Farbe gehalten. Darunter findet sich in den selben Farben die Jahreszahl 2019. Das ganze wird perfider Weise von Fliegen umschwirrt.

Der LKW
Dann erscheint ein LKW. Dieser ist in den palästinensischen Farben gehalten und trägt die Aufschrift BDS. Dieser LKW fährt schwungvoll gegen die blau-weiße Animation. Sie bricht zusammen und verschwindet im Boden. Die Fliegen verschwinden.

2020
Der LKW fährt weiter und zieht eine weitere Animation des ehemaligen Mandatsgebietes hinter sich ins Bild. Sie ruht diesmal auf der Jahreszahl 2020 und ist in palästinensischen Farben gehalten. Das ganze wird von Schmetterlingen umschwirrt.

Israel als monolithischer Block?
Das Video zeigt das gesamte Mandatsgebiet in den Farben des Staates Israels. Es zeigt Israel als monolithischen Block. Es ignoriert, dass es in Israel eine vielfältige Opposition gegen die herrschende Politik gibt. Es ignoriert, dass 20% der israelischen Staatsbürger*innen sich als arabische Israelis verstehen. Und vermutlich ignoriert diese monotithische Darstellung noch ungefähr 200 weitere Konfliktlinien.

Souveränität?
Das Video ignoriert zudem, dass die israelischen Behörden überhaupt nicht die Souveränität über das gesamte gezeigte Gebiet haben. In der Westbank hat eine palästinensische Regierung weitgehend das Sagen, und im Gaza-Streifen ist die Hamas der Souverän. Dieses Ignorieren ermöglicht eine Zuschreibung der Folgen der sozialen und politischen Verhältnisse vor Ort an den israelischen Staat.

Existenzrecht?
Dann kommt der LKW, der die den Staat Israel symbolisierende Animation kaputt fährt. Das Ziel der BDS-Bewegung ist also die Zerstörung Israels. Das wird unterstrichen, indem das Israel auf der Jahreszahl 2020 rein palästinensische Farbe trägt. Könnte die Ablehnung eines Existenzrecht für Israel deutlicher sein?

Monolithische Vorstellungen
Im Video ersetzt die eine monolithische Vorstellung die andere. In der Darstellung haben im Israel 2019 Palästinenser*innen angeblich keinen Platz, in der Utopie für 2020 haben Nicht-Palästinenser*innen keinen Platz. In der Utopie der BDS-Unterstützenden ist für eine Zwei-Staaten-Lösung kein Platz. Ein Staat, der sich nicht religiös-nationalistisch definiert, und in dem für alle Bewohner*innen des Landes ein Platz und eine Zukunft ist, erscheint für die BDS-Unterstützenden nicht einmal als Utopie denkbar.

Leerstellen
Interessant ist auch, sich zu vergegenwärtigen, was das Video nicht zeigt. Es kritisiert nicht die humanitäre Situation vor Ort, es kritisiert nicht konkrete Menschenrechtsverletzungen der Israelischen Armee, es zeigt nicht, dass das Bauen von Mauern vielleicht nicht besonders klug ist, und dass diese Mauern eventuell auch noch an der falschen Stelle stehen. Es geht in dem Video nicht einmal um die besetzten Gebiete. Das Video beschäftigt sich nicht einmal mit der beliebten Frage, an welcher Jahreszahl sich eine Definition von Besetzung festmachen sollte.

Das Ziel: Die Auslöschung Israels
Um solche „Kleinigkeiten“ geht es laut Video der BDS-Bewegung auch überhaupt nicht. Ob es den Leuten vor Ort besser geht, spielt keine Rolle, denn das vorgestellte Ziel der Kampagne für 2020 ist, dass das von Fliegen umschwirrte Israel komplett verschwindet, und komplett durch einen palästinensischen Staat ersetzt wird. Konkretes Ziel der BDS-Unterstützenden ist also, am besten noch 2020 die Existenz Israels zu beenden. Nichts anderes soll der Boycott erreichen. Die dabei geäußerte vorgebliche „Israel-Kritik“ an z.B. Menschenrechtsverletzungen ist nur ein sehr durchsichtiges Feigenblatt.

Der LKW
Wie man auf die Idee kommen kann, seine eigene politische Bewegung als LKW darzustellen, die etwas überfährt, sorgt bei uns für verständnisloses Kopfschütteln angesichts der Terrorakte von Nizza, Jerusalem und Berlin. Wir hoffen mal, dass das keine Absicht, sondern Gedankenlosigkeit ist.

Die Fliegen
Aber wie man auf die Idee mit den Fliegen und den Schmetterlingen kommen kann, erschließt sich zumindest uns nicht, außer man unterstellt, dass es sich bei der erstellenden Person um ein*e handfeste Antisemit*in handelt. Mit solchen Leuten setzt man sich ins selbe Boot, wenn man die BDS-Bewegung unterstützt.

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